Für eine rauschende Partynacht erfand Mary Phelps Jacob den BH

Symbolbild
Am 3. November 1914 meldete die Amerikanerin ihre Erfindung zum Patent an.

Sie war so etwas wie das It-Girl der Jahrhundertwende: Mary Phelps Jacob war bekannt für ausschweifende Partys und für einen hohen Opium-Konsum. Als die junge Frau einmal wieder auf einen Ball gehen wollte, hat sie sich ein gewagtes Kleid schneidern lassen. Dieses bestach so sehr durch seinen reduzierten Stoff, dass das Korsett darunter zu sehen war. Schlimmer noch: Die Walknochen ihres Korsetts zeichneten sich unter dem delikaten Stoff hässlich ab und lugte sogar an den Seiten ihrer Brüste aus dem Kleid heraus.

Ihre Oberweite war allerdings derart ausladend, dass es selbst für Jacob geboten schien, ihre Brüste irgendwie abzuschirmen. Also griff sie selbst zur Nadel und schneiderte mit einer Bediensteten aus zwei seidenen Taschentüchern und rosa Bändern ihren rückenfreien BH.

BH-Patent

Sie gilt somit als Erfinderin des heutigen Büstenhalters. 1914 ließ sie ihre Idee dann patentieren und versuchte sich zunächst selbst am Vertrieb des Wäschestücks. Den Büstenhalter nannte sie „Backless Brassiere“. Backless steht für rückenfrei, das Wort Brassiere leitet sich von dem altertümlichen französischen Begriff für Oberarm ab.

Phelp Jacobs war schnell klar, dass ihre Erfindung genial war, bestellten doch nicht nur Freundinnen und Familienmitglieder bei ihr das neue Wunderding. Selbst Fremde sprachen Jacob an und boten ihr einen Dollar – damals eine Menge Geld – für einen solchen Büstenhalter.

Allerdings verlor die lebensfrohe Frau bald die Lust am Unternehmersein und sie verkaufte sie das Patent schließlich für 1500 US-Dollar an die Warner Bros Corset Company. Obwohl zu dieser Zeit viele Patente in verschiedenen Ländern in dieser Richtung angemeldet wurden, war es das von Mary Phelps Jacobs, das sich bis heute durchgesetzt hat.

Für eine rauschende Partynacht erfand Mary Phelps Jacob den BH

Die Skizze eines „Backless Brassiere“

Stoff-Not

Zum großen Aufschwung des Kleidungsstücks trug auch der Erste Weltkrieg bei. Im Zuge der allgemeinen Rohstoffknappheit wurden Frauen aufgerufen, von Miederwaren auf den deutlich stoffsparenderen BH umzusteigen. Ob aus Patriotismus oder aufgrund des höheren Tragekomforts – der BH setzte sich rasend schnell durch und fuhr bereits sechs Jahre nach der Patentanmeldung 12,6 Millionen Dollar Gewinn ein.

Phelps Jacobs war übrigens nicht die einzige, die die Idee für einen Büstenhalter hatte. Bereits 1893 hatte ein gewisser Hugo Schindler in der Schweiz ein Patent angemeldet. Sechs Jahre später stellte Chistine Hardt aus Dresden ihr „Frauenleibchen als Brustträger“ vor. Auch die Französin Herminie Cadolle und der Schwabe Wilhelm Meyer-Ilschen aus Cannstatt trugen sich in die Liste der BH-Entwickler ein.

Dass ausgerechnet Mary Phelbs Jacob zur Symbolfigur wurde, hing wohl auch mit ihrer gesellschaftlichen Stellung als gefeiertes It-Girl zusammen.

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