Wie verändern sich nach Corona unsere Begrüßungsrituale?
Mitten in der Krise wirft die liberale schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ (Stockholm) schon eine wichtige psychologische Frage für die Zeit nach der Pandemie auf: Sie wirft jetzt einen Blick auf die Zukunft des Handschlags.
Und ist kritisch: „Sich zu begrüßen, indem man sich die Hand schüttelt: Das ist eines der Dinge, die nicht zurückkommen werden, wenn all das hier vorbei ist. Bald, wenn nicht jetzt, sagen wir somit Tschüss zu schwitzigen Handflächen, die gegeneinander gedrückt werden, zu leblosen Pfoten und - noch schlimmer - Fäusten, die wirklich fest zugreifen, so dass es wehtut, in einer Art merkwürdiger Machtdemonstration: Schau her, wie stark ich bin!"
Die Zeitung stellt die Frage, wie wir uns stattdessen begrüßen werden: "Man könnte den allerschwedischsten aller Grüße vorschlagen, nämlich dieses unbeholfene kleine Winken: 'Hej, hej!' Das sollte tatsächlich allen passen können, unabhängig von Wesen und Kultur.“
Zunehmend wird auch hierzulange über die typisch österreichische Bussi-Bussi-Gesellschaft spekuliert: Oft hört man, dass das typische Begrüßungsritual mit Wangen-Küsschen schon bisher als unangenehm empfunden wurde. Derzeit ist es ohnehin nicht möglich, aber wird es wiederkommen? Oder wollen wir den anderen gar nicht mehr so nahe kommen?
Immer mehr können Europäer die asiatische Begrüßung der Verbeugung mit gefalteten Händen nachempfinden. Schließlich hat man dort eine lange Erfahrung mit ähnlichen Viruserkrankungen. Man gewöhnt sich ja auch hier an den Ellbogen-Gruß.
Schon jetzt stellen Zuschauer bei Filmen eine instinktive Abneigung gegen allzu engen Kontakt fest. Erst nach der Pandemie wird sich zeigen, wie nah man den anderen noch kommen will.
Allerdings: Singles berichten immer wieder, wie sehr ihnen die Umarmung und Berührung durch andere Menschen fehlt. Wir bleiben einander also doch nahe.
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