Vorzeigeopa: "Enkerlzeit ist Erholungszeit"

Großvater Josef Böck genießt seine neue Rolle – und will nicht zuletzt Versäumtes nachholen.
Von Uwe Mauch

Seine Kollegen im Landeskriminalamt Wien nennen ihn je nachdem "Joe" oder "Pepi". Und dabei schwingt viel Respekt mit für diesen stattlichen Kieberer, der in den Menschen immer weit mehr sieht als nur Mörder und Totschläger. "Opasepp" dürfen zu ihm hingegen nur seine vier geliebten Enkerln sagen.

Josef Böck ist gewiss das, was man als einen guten Vater bezeichnet. Anders ist es nicht zu erklären, dass seine liebe Frau Silvia vierzig Jahre lang nicht von seiner Seite gewichen ist. Obwohl die Verbrecherjagd keine geregelten Arbeitszeiten zulässt und der Polizist oft müde vom Dienst nach Hause kommt. Anders wäre es auch nicht möglich, dass Sohn und Tochter zu ihrem "Fotschi" ein harmonisches Verhältnis pflegen.

Fehler in jungen Jahren

Der heute 61-jährige Oberst weiß aber auch, dass er als junger Mensch in der Erziehung nicht alles richtig gemacht hat. In manchen Situationen habe er einfach zu viel Druck auf seine Kinder ausgeübt: "Heute würde ich nie im Leben zu meinem Sohn sagen, dass nix aus ihm wird, wenn er nicht richtig anzaht." Immerhin darf Josef Böck für sich in Anspruch nehmen, dass diese Ansage auch vielen anderen seiner Generation über die Lippen kam.

Und so wie andere in seiner Generation will er als Großvater Versäumtes nachholen – und damit eventuell für seine eigenen Kinder etwas gut machen. Die Momente mit seinen Enkerln erlebt er darüber hinaus als "eine große Bereicherung für mein eigenes Leben".

Drei von vier Wochenenden im Monat verbringt das Ehepaar Böck mit den Kindern ihrer beiden Kinder. Und da ist immer was los: Mika, 11, und Kimi, 13, die Söhne seiner Tochter, kommen am Freitag nach der Schule mit dem Zug aus Wiener Neustadt nach Wien. Die Zwillinge Isabella und Benjamin, beide 9 Jahre alt und Kinder seines Sohns, werden wiederum zumeist von Oma und Opa in Deutsch-Wagram abgeholt.

Großvoda, tschill!

Nach einer meist ereignisreichen Schulwoche wollen die Enkelkinder zu Beginn des Wochenendes vor allem eines. Oberst "Opasepp", der noch ein gepflegtes Wienerisch spricht, hat seinen großen Sprachschatz um ein englisches Verb erweitert: "Sie wollen tschillen." Und das Chillen beruht auf Gegenseitigkeit: "Wenn wir mit unseren Enkerln zusammen sind, ist das für mich eine echte Erholung. Da gibt es kein Handy und keinen Laptop."

Sonst bietet der Bauernhof im Weinviertel und das Dorf seiner Eltern, das die Böcks mit ihrem Nachwuchs am Wochenende oft ansteuern, alles, was die Kinderherzen höher schlagen lässt: vom Hasen bis zum Pferd jede Menge Tiere, vom Wald bis zum Feld jede Menge Auslauf, vom Traktor bis zum Stall jede Menge Landwirtschaft, vom Kinderzimmer bis zur Küche jede Menge zu tun.

Auffallend relaxed fragt der "Opasepp" öfters: "Was wollt’s ihr machen?" Und gemacht wird dann, was den Kindern gefällt.

In seinem Büro auf dem Kommissariat in der Leopoldstadt zeugen bunte Fotos und mehrere Kinderzeichnungen an der Wand von den gemeinsamen Wochenenden und einer Familienfeier, bei der die Kinder ihrem Opa eine Krone aufgesetzt haben. Und die SMS von einem seiner Enkerln trägt der "Pepi" in seinem Mobiltelefon mit sich wie eine Ehrung vom Polizeipräsidenten. Die SMS besteht nur aus einem kurzen Satz, aber der hat es in sich: "Du bist ein netter Opa." Der Kommissar ist keiner, der seine Hütte nah am Wasser gebaut hat. Das verbietet auch sein Beruf. Aber ganz ehrlich, beim Lesen dieser Nachricht hat dann auch ihn eine Träne gedrückt, ganz leicht.

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