„Ich habe kein Geschlecht“, betont zwar etwa Apples künstliche Intelligenz Siri – in weiblich anmutender Stimme. Gegenfrage: Warum Siri denn dann weiblich klingt? „Hmm ... kann ich bei etwas anderem helfen?“, antwortet Siri ausweichend. Und damit ist man eigentlich schon beim Kern der Sache.
Künstliche Intelligenzen wie Siri, aber auch Amazons Alexa oder Microsofts Cortana haben vor allem eine Aufgabe: Sie sollen im Alltag assistieren, Termine ausmachen, Suchanfragen erledigen, vom Wetter berichten oder Einkaufslisten erstellen. Ein bekanntes aber immer noch aktuelles Problem, das auch die Expertin Ingrid Brodnig am diesjährigen Weltfrauentag hervorhob.
Das Problem dahinter
„Damit wird hohen und somit weiblich assoziierten Stimmen eine dienende Position zugeschrieben, die immer zur Verfügung steht und nur helfen will. Das erzeugt dann schon auch ein Bild davon, wie Weiblichkeit auszusehen hat. Und damit in Verbindung gebracht zu werden, ist für Frauen unangenehm“, erklärt Katta Spiel von der TU Wien.
2019 gab die UNESCO (UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) ein umfassendes Papier heraus, in dem sie sich mit geschlechterspezifischen Unterschieden in der digitalen Welt auseinandersetzt. Auch die unabstreitbare Weiblichkeit solcher „Sekretärinnen aus der Büchse“ wird im Bericht kritisiert – denn zeitgemäß sei ein solches Rollenbild nicht mehr. Warum wird es uns dann aber auf so unterschwellige Art präsentiert?
Eine Erklärung könnte dem Bericht nach zumindest sein, dass die Entwickler überwiegend männlich sind. Denn nur etwa 11 Prozent der Führungspositionen der größten Technologie-Konzerne sind weiblich besetzt, das zeigt eine Darstellung der Plattform McKinsey aus 2018.
Männer in der Überzahl
„Die wenigen Frauen, die es in diesen Positionen gibt, können leicht an den Rand gedrängt werden. Oder sie schaffen es nur bis dorthin, wenn sie bestimmte Muster, die für ihre Bevölkerungsgruppe vielleicht sogar von Nachteil sind, auch übernehmen. Das kann den Zugang erst ermöglichen oder auch einfach eine Überlebensstrategie sein“, sagt auch Spiel.
Und den in großer Überzahl vertretenen Männern fehle es an persönlicher Erfahrung und damit an der Wahrnehmung für solche Klischees, „sie wissen nicht, wie es ist, wegen des eigenen Geschlechts im Job nicht ernst genommen zu werden.“
Impulse für Veränderung
„Künstliche Intelligenz ist nicht unparteiisch oder neutral. Technologien sind Produkte ihrer Entwickler, genauso wie sie aber Impulse für Veränderung setzen kann“, schreiben Forscherinnen und Forscher der University of New York in ihrem „AI Now Report 2017“.
Q könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, aber wohl nicht die endgültige Lösung des Problems, denn die meisten Menschen würden die Stimme letztlich doch als eher männlich oder eher weiblich beschreiben, vermutet Astrid Weiss von der TU Wien: „Wir können also Kategorisierungen nicht verhindern. Wir müssen uns vor allem über die Standard-Einstellungen Gedanken machen und das können wir durch nicht männlich-dominierte Entwicklerteams erreichen.“
Zusätzlich sei es auch wichtig, den Nutzerinnen und Nutzern Personalisierung zu ermöglichen. Dazu trägt Q sicherlich bei, nicht binäre Personen könnten so jedenfalls auch repräsentiert werden. Wer das neue Apple-Betriebssystem 14.5 verwendet, wird übrigens aufgefordert, die Stimme von Siri auszuwählen – ohne weibliche Standardeinstellung. Das persönliche Siri von Spiel ist zum Beispiel auf die Stimme eines britischen Mannes umgestellt. Denn Optionen liefern einige Voice Assistants schon, die Standardeinstellung ist aber meistens dennoch die weibliche Stimme.
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