Tiercoach: Wenn die Nebennieren zu viel Hormone produzieren
Der Hund trinkt mehr als früher und muss beim Gassigehen öfter Halt machen. Immer wieder überkommen ihn Fressanfälle. Dabei wird sein Bauch dicker, während die Beine wegen Muskelschwunds dünner werden; „Stammfettsucht“ heißt der Hängebauch bei schlanken Gliedmaßen. Mitunter verliert das Fell an Glanz, Haare fallen stellenweise aus, und die fahle Haut bildet Mitesser. Der Patient wird schwächer und schwächer. Eine hohe Konzentration an – meist körpereigenem – Kortisol kann diese Symptome in unterschiedlich starker Ausprägung auslösen. Diabetes und Immunschwäche können folgen.
„Das Cushing-Syndrom bzw. Morbus Cushing tritt häufig bei Hunden ab zirka acht Jahren auf. Es handelt sich dabei um eine Überversorgung des Körpers mit Kortisol“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Ursachen für das Leid verantwortlich sein können und welche Therapien in Frage kommen.
Drei Verursacher für zu viel Kortisol im Körper
Morbus Cushing, das nach seinem Beschreiber, dem US-Neurochirurgen Harvey Cushing, benannt ist, hat verschiedene Auslöser. „Prinzipiell gibt es dafür drei Gründe für den Kortisolüberschuss“, weiß Reitl.
In etwa 80 Prozent der Fälle steuert ein Tumor im Kopf die Nebennieren fehl. Schüttet die Hirnanhangsdrüse ein spezielles Hormon aus, werden die kleinen Organe neben den Nieren übermäßig stimuliert.
In bis zu 15 Prozent bringt ein Tumor direkt an einer der beiden Nebennieren bzw. an deren Rinde den Hormonhaushalt durcheinander.
Nicht zuletzt können Cortisontherapien – vor allem in der Langzeitgabe – für zu viel Kortisol im Körper verantwortlich sein. „Das ist eine bittere Wahrheit, dann muss man die Medikamente absetzen“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. In der Regel sind ältere Tiere, vor allem Hündinnen, eher vom Morbus Cushing betroffen als junge Vierbeiner bzw. Rüden. U.a. Beagle, Boxer, Pudel, Dackel und Terrier haben eine genetische Vorbelastung für das Syndrom.
Diagnose und Behandlung
„Die Blickdiagnose in Kombination mit den Symptomen, die der Halter beschreibt, liefert den ersten Verdacht“, sagt der Zoodoc. Verschiedene Tests bestätigen neben der Ultraschall-Untersuchung den Befund. Eine Computertomographie lokalisiert den Auslöser. Dem entsprechend erfolgt auch die Behandlung. Sitzt der meist gutartige Tumor an der Nebenniere, kann die chirurgische Entfernung des geschädigten Organs den Patient heilen, der Hund ist dann tatsächlich gesund. Ein Hirntumor, der weder operabel noch bestrahlbar ist, dagegen muss mit Arzneimitteln kontrolliert werden. Die Behandlung ist in jedem Fall wichtig. KURIER-Tiercoach Katharina Reitl schließt: „Die Lebenserwartung und die Lebensqualität von Hunden mit Cushing-Syndrom sind bei einer richtig eingestellten Therapie gut.“
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