Tiercoach: Warum Cortison für Hund, Katze & Co. gefährlich sein kann

Katzen vertragen Cortison in der Regel viel besser als Menschen.
Manche Vierbeiner vertragen den Wirkstoff gut, andere nicht. Die Behandlung darf nur auf ärztlichen Rat erfolgen.

Es kann rasch und gut bei Entzündungen, Asthma und Autoimmunerkrankungen wie Allergien helfen. Es kann aber auch zum Tod führen: Seit Cortison in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bekannt wurde, sorgt das körpereigene Hormon bzw. dessen synthetischer Nachbau für Schlagzeilen. 1950 erhielten seine Entdecker den Medizin-Nobelpreis; sie entschlüsselten dafür nicht zuletzt die Produktion des Steroids in der Nebennierenrinde. In den 1970er-Jahren geriet die künstliche Weiterentwicklung als Hammer-Medikament mit starken Nebeneffekten in Verruf. Noch heute sprechen selbst Experten vom „Fluch und Segen von Cortison“.

Vielseitiger Wirkstoff mit Nebeneffekten

„Cortison ist ein Teufelszeug, das man nicht verteufeln soll“, formuliert es Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Patienten von Cortison-Tabletten, -Salben oder -Injektionen profitieren und wo die Gefahren der Behandlung liegen.

Möglichst geringe Dosis über möglichst kurze Zeit

„Bei manchen Indikationen ist Cortison unbedingt nötig“, sagt Reitl. Gleichzeitig betont die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn, dass jeder Einsatz gründlich zu hinterfragen ist. Die Gabe – niemals eigenmächtig – ist immer individuell abzuwägen. Darüber hinaus solle das Mittel nur über möglichst kurze Zeit verabreicht werden; Dauertherapien müssen die Ausnahme bleiben. In der modernen Veterinärmedizin gibt es mittlerweile in vielen Fällen gute Alternativen. Ob Kurz- oder Langzeitbehandlung – eine gründliche Voruntersuchung ist unumgänglich. Fällt die Wahl auf Cortison, sind eine laufende Überwachung des Haustieres sowie eine ständige Anpassung auf die minimale Dosierung notwendig. Der Experte ist vor jeder Anwendung gefragt.

Gefahr für die Gesundheit

„Cortison setzt die Immunabwehr herab. Das kann dem Patienten nützen, aber auch schaden“, sagt Reitl. Tatsächlich verursacht Cortison starke Nebenwirkungen. Es macht die Haut dünn, trägt zu Muskelschwund bei und lässt Haare ausfallen. Bei Hauterkrankungen, die durch Parasiten, Pilze oder Bakterien hervorgerufen werden, kann Cortison allein zu einer massiven Verschlechterung führen, im Auge mitunter zu einem Hornhautdefekt und zum Verlust des Sinnesorganes.

Für Kaninchen und Vögel mitunter tödlich

„Für die Verschreibung von Cortison ist Fachkenntnis notwendig“, sagt der Zoodoc. Nicht jedes Haustier verträgt die Präparate. Bei Kaninchen kann das Medikament bereits bei einer einmaligen Gabe dazu führen, dass der Patient stirbt. Auch kranke Vögel kann die Behandlung mehr belasten als ihnen nützen. Katzen dagegen zeigen erst spät Nebenwirkungen; sie gelten insgesamt eher als Cortison-tolerante Art.

„Manche Tiere leben nur, weil es Cortison gibt“, schließt KURIER-Tiercoach Katharina Reitl: „Als Experte und als Besitzer muss man aber auch den Fluch des Medikaments im Hinterkopf behalten.“

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