Tiercoach: Schildkröten brauchen Sonnenlicht und Winterpause
Schildkröten bevölkern die Erde seit mehr als 220 Millionen Jahren. Die Zeitgenossen der Dinosaurier konnten sich bisher gut anpassen. Doch heute sind einige der rund 340 Spezies in ihrer Existenz bedroht. Auch die Haltung der Tiere daheim ist nicht immer artgerecht. Die „American Tortoise Society“ hat daher den 23. Mai zum internationalen Tag der Schildkröte ernannt. Der Schutzgedanke steht im Mittelpunkt. KURIER-Tiercoach Katharina Reitl nimmt den Tag zum Anlass, um auf die häufigsten Haltungsfehler bei den Landwirbeltieren hinzuweisen.
UV-Strahlen: „Die meisten Arten halten Winterstarre. Im Sommer profitieren sie von natürlichem UV-Licht“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Vor allem junge Schildkröten, die ursprünglich aus Griechenland oder Ägypten stammen, müssen in den ersten Lebensjahren viel Sonne tanken. Ältere kommen mit den Temperaturschwankungen in Mitteleuropa besser zurecht. Ist der Sommer trüb, muss die Gesundheit allerdings mit künstlichen UV-Strahlen erhalten werden.
Pflege: „Es kursiert immer noch die Empfehlung, den Panzer mit Öl einzuschmieren. Das ist nicht notwendig“, sagt der Zoodoc. Im Gegenteil: Die fettige Flüssigkeit bringt zwar die Zeichnung besser zur Geltung; doch bleibt Sand in den Panzernähten hängen, leidet die Hygiene. Ist das Schutzschild tatsächlich arg brüchig, gibt der Tierarzt Pflegetipps.
Baden: „In der Natur setzt niemand die Schildkröte ins Wasser“, sagt Reitl. Doch in der Wildnis wird das Nahrungsangebot vor der kalten Jahreszeit knapp, und das Reptil frisst automatisch weniger. Haustiere dagegen werden weiter gefüttert. Ihnen hilft ein Bad im lauwarmen Wasser, den Darm zu entleeren. Das beugt einer Fehlgärung während der Winterstarre vor. „Es ist kein Muss, besprechen Sie das Für und Wider mit dem Tierarzt“, rät der Zoodoc. Es braucht eine individuelle Lösung.
Fütterung: Heu und trockenes Gras – Landschildkröten ernähren sich genügsam. „Schon das saftige Gras aus dem Freiland ist eigentlich zu energiereich“, sagt Reitl. Süßes Obst, Gemüse wie Paradeiser und Fleisch belasten die Gesundheit extrem. Auch wenn die Tiere gerne naschen, sollten diese Leckerlis die Ausnahme bleiben.
Erkrankungen: „Reptilien haben einen langsamen Stoffwechsel. Sie werden sehr langsam krank“, sagt die Expertin. Zeigen sich die ersten Symptome, muss der Patient möglichst bald zum Tierarzt. Auch bei der Behandlung ist Geduld gefragt. Die häufigsten Probleme betreffen die Atemwege, Legenot, eine Schnabel-Fehlstellung und Bissverletzungen durch Hund, Marder oder Fuchs.
Anschaffung: „Schildkröten werden sehr alt“, schließt der KURIER-Tiercoach: „Man muss sich sehr gut überlegen, ob man diese tollen Tiere langfristig artgerecht halten kann.“
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