Tiercoach: Bei älteren Katzen sind Nieren eine Schwachstelle
Nieren sind ein Hochleistungsorgan. Sie regulieren den Flüssigkeitshaushalt im Körper, reinigen Blut, halten Säuren und Basen im Gleichgewicht und sind an der Produktion von Hormonen beteiligt. Nach Jahren des Dauerbetriebs büßen sie oft an Funktion ein.
„Alte Katzen sind besonders häufig von Nierenleiden betroffen“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, was die Ernährung mit den Organ-Problemen zu tun hat und warum bei Senioren Blutkontrollen sinnvoll sind.
Fleischfresser belasten Nieren besonders
„Katzen sind fast reine Fleischfresser. Damit sind ihre Nieren ständig mit großen Mengen an Protein belastet“, sagt Reitl. Je mehr Eiweiß das Haustier aufnimmt, desto mehr Abbauprodukte sind zu bewältigen. Im Laufe des Lebens sterben Zellen in den Nieren ab, das Gewebe wird durchlässiger. Damit gehen wichtige Kraftstoffe verloren. Harnpflichtige Stoffe dagegen, die die Niere aktiv ausscheiden müsste, bleiben wegen der Schädigung zurück und vergiften den Körper.
Erste Symptome
„Als erste Symptome sieht der Halter, dass der Vierbeiner mehr trinkt und dauernd aufs Klo geht“, erklärt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Die Katze trocknet zunehmend aus. Haut, die zur Kontrolle zu einer Falte hochgezogen wird, glättet sich nur langsam wieder. Gleichzeitig nimmt der Patient meist radikal ab, da Proteine und Zucker nicht mehr richtig genützt werden können. Darüber hinaus wird der Harnstoff, den der Körper nun auch über die Schleimhäute auszuscheiden versucht, in aggressives Ammoniak umgewandelt; dieser führt zu Reizungen bis zu Geschwüren. Im Maul verursacht er einen schlechten Geschmack und verdirbt den Appetit.
Gute Reserven schlecht für die Diagnose
„Nieren haben gute Reserven. Eine Erkrankung fällt oft erst auf, wenn nur noch ein Viertel der Funktion erhalten ist“, sagt Reitl. Vorsorge-Untersuchungen können früher auf das Problem hindeuten. Ab dem achten Lebensjahr ist die Kontrolle empfohlen. Da Katzenharn schwierig aufzufangen ist, muss Blut analysiert werden. Neben Ceratin und Harnstoff gibt vor allem der SDMA-Wert Aufschluss über den Zustand des Filterorgans; ebenso wichtig ist der Phosphor-Gehalt. Nicht zuletzt muss bei erhöhtem Blutdruck ein Nierenleiden in Betracht gezogen werden.
Behandlung
Je früher die Diagnose gestellt ist, desto besser sind die Chancen auf ein gutes Leben. „Abgestorbene Nierenzellen können nicht repariert werden“, betont der KURIER-Tiercoach. Schonkost ist das Mittel der Wahl. Eine protein- bzw. phosphorärmere Kost entlastet die Nieren. Dialyse kommt in der Praxis nur bei akutem Organversagen in Frage, ganz wenige Spezialkliniken bieten die Behandlung an. Bei chronisch Kranken geht der Tierschutz vor; das Leid, der technische wie der finanzielle Aufwand sind groß. Für Transplantationen gibt es in Österreich keine Spender. Ethische Gründen verbieten das.
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