Tiefe Stimme bei Männern: Ein Indiz für potenzielle Untreue?

Man wearing white shirt covered by red lipstick kisses
Chinesische Forschungen legen einen Zusammenhang zwischen Stimmlage und Treueverhalten beim männlichen Geschlecht nahe.

Wie in vielen Lebensbereichen gibt es auch in der Wissenschaft nichts, was es nicht gibt. So haben etwa chinesische Psychologen und Kognitionsforscher untersucht, ob die stimmliche Klangfarbe bei Männern untreues Verhalten vorhersagen kann.

Schenkt man ihrer nun im Fachblatt Personality and Individual Differences veröffentlichten Studie Glauben, scheint tatsächlich ein Zusammenhang zu bestehen.

Demnach betrügen Männer mit tieferen Stimmen ihre Partnerinnen eher, wie die Forscher der Sichuan Normal University, der Southwest University, der North China University of Science and Technology und der Sichuan University herausgefunden haben.

Beeindruckende Männerstimmen

Frauen verknüpfen tiefere Männerstimmen mit attraktiveren Menschen, Männer verbinden damit dominantere Kerle. Zu dieser Erkenntnis gelangten Experten um den Anthropologen David Puts von der US-amerikanischen Pennsylvania State University in einem Experiment, über das sie 2016 in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B berichteten.

Dass Männer mit einer tiefen Stimme Eindruck bei Frauen schinden, zeigte sich auch in der neuen Erhebung. Zwar würde das weibliche Geschlecht eine tiefe Stimme als erregender empfinden, die dazu gehörigen Männer sind den Wissenschaftern zufolge aber auch eher untreu.

Zu ihren Ergebnisse kamen die Forscher, indem sie eine anonyme Gruppe heterosexueller Studenten mit Mandarin als Muttersprache befragten. Die Stichprobe bestand aus 116 Männern und 145 Frauen.

Nachdem das Team ihre Stimmen aufgezeichnet hatte, um die jeweilige Tonhöhe zu messen, befragte man die Probanden, wie wahrscheinlich es auf einer Skala von 1 bis 7 sei, dass sie ihren Partnern treu bleiben.

Sprachfärbung und Status

Während sich zwischen höheren Männerstimmen und Liebschaften kein starker Zusammenhang zeigte, ließen sich Männer mit tieferen Klangfarben eher zu Flirts außerhalb der Beziehung hinreißen.

Die Studienautoren halten es für denkbar, dass sie "ihren Status unter anderen Männern oder ihre Attraktivität auf Frauen verbessern können und dadurch ihre Chancen erhöhen, bei mehreren oder qualitativ hochwertigeren Partnern zu landen".

Bei Frauen sagten Stimmparameter keine Untreue oder Bindungswille voraus.

Auf evolutionsbiologischer Ebene sind tiefere Stimmen ein Indiz für höhere Testosteronspiegel. Hohe Testosteronwerte können laut Erhebungen romantische Beziehungen torpedieren, indem sie promiskuitives Verhalten fördern.

Im Gegensatz dazu neigen Männer mit niedrigerem Testosteronspiegel und höheren Stimmen eher zu langfristiger Ehezufriedenheit und niedrigeren Scheidungsraten.

Die Aussagekraft der Studie ist begrenzt: "Erstens waren die Teilnehmer Studenten in einer schmalen Alterskohorte", wie die Autoren selbst betonen.

Zudem seien sämtliche Probanden derzeit lose liiert, was ihre Einstellung und Sichtweisen in puncto Beziehung beeinflusse. Auch kulturspezifische Einschränkungen seien zu berücksichtigen, wie auch die Tatsache, dass die Studie auf Selbstauskünften beruht.

Weitere Studien mit komplexen Designs seien vonnöten, betonen die Forscher.

Kommentare