In diesem Jahr kam ohnehin alles anders. Ein Jahr, in dem vieles nicht mehr so ist, wie es einmal war. Dabei hätte der Tradition entsprechend alles erledigt sein sollen. Nina Potz seufzt und bedauert, „dass einige unserer Kunden zu Allerheiligen nicht bekommen, was sie erwarten durften.“ Bisher war die Zuverlässigkeit des bereits seit 140 Jahren existierenden Familienunternehmens am Wiener Zentralfriedhof in Stein gemeißelt. Ganz im Sinn der angebotenen Dienstleistung. Die Homepage verspricht von Hand gravierte, kippsichere Grabsteine, im Bedarfsfall Renovierung, sowie Errichtung und regelmäßige Pflege der letzten Ruhestätte.
Sie kümmert sich ums Geschäft
Nina Potz ist erst 38, kümmert sich als Prokuristin um die geschäftlichen Angelegenheiten des Betriebs. Es bleibt ihr gar nichts anderes übrig, „als einen besonderen Zugang zum Thema Sterben“ zu haben. Der Tod als unbeeindruckbarer Rhythmusgeber für das Überleben jener Menschen, die sich mit seinen Nachwirkungen beschäftigen? Zu einfach.
Die ständige Konfrontation mit dem Corona-Virus wurden zur fast unlösbaren Herausforderung: Lieferungen von Granit aus Indien stecken noch immer im Engpass. Jener Stein, der in Rot-, Blau-, Gelb- oder Grüntönen gehalten und im Vergleich zur Waldviertler dunkel- bis hellgrauen Variante die kostengünstigere Alternative ist. Billiger, weil Kinderarbeit den Abbau des bunten Granits gewährleistet? „Wir nehmen die Steine nur von geprüften Händlern, achten auf ordentliche Arbeitsbedingungen.“
Auch die Knappheit von Metall zwingt in die Warteschleife. Mangelware sind Vasen, Laternen und Grabschmuck. Was das bedeutet? „Aktuelle Aufträge können erst nächstes Jahr zu Ostern oder bis zum Muttertag erfüllt werden“, sagt Potz. 4500 Euro kostet durchschnittlich eine fertige Grabanlage, die Frachtkostenzuschläge einberechnet.
Weniger erfreulich offenbart sich für Nina Potz der Trend zu mehr Feuer- und Baumbestattungen. Weniger Aufwand, weniger Auftrag.
Sakrale Klassiker wie betende Hände oder Kreuze seien nicht mehr so gefragt, Blumen und Engel eher schon. Jedenfalls habe sie beobachtet, „dass auf dem Wiener Zentralfriedhof im Gegensatz zu ländlichen Gebieten klassisch polierte Produkte bevorzugt bleiben.“ Zeitlos dauerhaft sei das – Frau Potz weiß, wovon sie spricht. B. Hanisch
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