Der Tiroler Bestatterin ist es wichtig, dass sich Angehörige noch verabschieden können. Sie sollen den Toten im Idealfall sehen und anfassen können – bei einem offenen Sarg und lockeren Erinnerungsrunden in einer hellen, freundlichen Umgebung.
„Unter dem Wort der Pietät ist früher viel Angst geschürt worden, als in den dunklen Leichenhallen nur geflüstert, gebetet und getrauert werden durfte“, kritisiert sie. Die 50-Jährige gehört der Death-Positive-Bewegung an, die vor einigen Jahren von der US-Bestatterin Caitlin Doughty gegründet wurde. Die Gruppierung setzt sich für mehr Transparenz und Akzeptanz rund um die menschliche Sterblichkeit ein.
Von der Lehrerin zur Totengräberin
„Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod macht uns stärker. Sie lässt uns das Leben mehr schätzen. Überhand sollte das Thema jedoch nicht nehmen. Es braucht eine Balance“, erklärt die Mutter eines erwachsenen Sohnes, die in ihrem ersten Beruf Lehrerin war.
Deutsch, Psychologie und Philosophie hat sie auf Lehramt studiert. Nachdem eine Fixanstellung an einer Schule gar nicht so einfach zu finden war, lehrte sie in einer Krankenpflegeschule Psychologie. Gegenstand war hier oft die Trauer, wodurch sie mit der Sterbethematik in Berührung kam – die sie schließlich bis zur Bestattung führte.
Seit 2012 betreibt die Quereinsteigerin nun gemeinsam mit einem Firmenpartner ein Bestattungsunternehmen in Innsbruck mit vier Mitarbeitern.
Einäscherung eine Sünde
Gestorben wird immer, heißt es so oft. Mit der Zeit aber auch anders, könnte man hinzufügen. Denn Feuerbestattungen sind auch in Österreich stark im Steigen. „Früher galt das bei Katholiken noch als Sünde“, erzählt die aus einem katholischen Elternhaus stammende Totengräberin, die selbst aus der Kirche ausgetreten und nicht gläubig ist. Mehr als ein Drittel der Bestattungen machen in Österreich inzwischen Einäscherungen aus.
In den nächsten Jahrzehnten könnte sich aber ganz eine andere, heute noch sehr gewöhnungsbedürftige, Bestattungsmethode durchsetzen – die Kompostierung von Verstorbenen.
„Die junge Generation macht sich Gedanken um Nachhaltigkeit. Erd- als auch Feuerbestattung sind alles andere schadstofffrei. Die Kompostierung wäre eine ideale Lösung, allerdings ist sie bislang nur in zwei US-Bundesstaaten erlaubt.“
Die Leiche wird dabei in ein Leinentuch voll mit stickstoffhaltigen Pflanzen und Sägemehl gelegt. Innerhalb von zwei Monaten werden sogar Knochen zersetzt und es entsteht Kompost. Für viele ist diese Art der letzten Ruhe dann aber doch noch zu befremdlich, gibt auch die Expertin zu.
Beerdiung mit Gin Tonic
Und wie will sie eigentlich einmal selbst bestattet werden? „Mit Wein und Gin Tonic. Ich wünsche mir was Lockeres. Auf einer Beerdigung darf gelacht werden. Das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun. Man kann meinen Sarg bemalen, falls es eine Erdbestattung wird. Das würde ich meinen Eltern zuliebe wahrscheinlich machen, falls ich vor ihnen versterbe. Es geht bei Bestattungen ja zu einem gewissen Maß um die Angehörigen und wie sie sich verabschieden und loslassen können. Mir wird das dann ziemlich egal sein.“
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