Aufklärung, aber richtig: Mama, können wir über Sex reden?

Menstruation, Körperbild, Sex: Viele Mädchen bevorzugen die Mutter als Gesprächspartnerin. Aber nur, wenn sie ihr vertrauen können.
Jede zweite Frau erlebte ihre Mutter als Unterstützung in der Pubertät. Was wollen Töchter von ihrer Mama wissen?

„Mama, ich möchte die Pille nehmen.“ Ein Satz, der für Mütter eine Herausforderung und ein Kompliment zugleich ist. „Vielen Eltern fällt es schwer, mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen“, weiß Corinna Harles von der Rat-auf-Draht-Elternwebseite. „Es ist aber ein Vertrauensbeweis, wenn Jugendliche sich an ihre Eltern wenden“ (siehe unten).

Zu den wichtigen Themen zählen Periode, Frauenarzt und Verhütung, zeigt eine neue Integral-Umfrage: „Für vier von zehn Frauen ist oder war die Mutter die Ansprechpartnerin“, erklärt Elisabeth Pichler von Gynial und selbst Mama von zwei Kindern. „Wie Frauen ihre Weiblichkeit wahrnehmen, hängt stark von ihrer Mutterbeziehung ab: Die Pubertät schweißt manche zusammen – oder trennt Mama-Tochter-Duos.“ Laut Umfrage hat die Hälfte der Frauen ihre Mutter in der Zeit als Unterstützung erlebt. Jede Dritte hat auch den Gynäkologen oder die Gynäkologin von der Mama übernommen.

Wie geht perfekter Sex?

Als Mutter soll man es aber nicht persönlich nehmen, wenn die Tochter lieber mit der besten Freundin zum Arzt gehen will, betont Martina Morawitz von den „Firstlove“-Ambulanzen. Bei ihr suchen junge Mädchen Beratung zu diesen und ganz neuen Themen: „Es gibt sehr viel Unsicherheit beim Thema Sex und Internet. Die Flut von Bildern und Videos sorgt für Verwirrung. Ich werde oft gefragt: ,Was wird von mir erwartet? Wie geht perfekter Sex?’ Das sind andere Herausforderungen als jene der heutigen Elterngeneration.“

Dabei geht es um sehr heikle Themen: „Schon Jugendliche lernen ihre neuen Freunde online kennen. Ich bespreche oft mit Mädchen, wo sie in so einer Konversation die Grenze ziehen. Und dass es bei echten Treffen mit einem solchen Kontakt zu unguten Situation kommen kann, wenn man nicht gut vorbereitet ist.“

Deshalb sei die Vertrauensgrundlage mit der Mutter so wichtig: „Man muss seinem Kind vermitteln: ,Ich löchere dich nicht und ich verurteile dich nicht, aber du kannst mit mir reden.’ Wenn man alles verbietet, wird man gar nichts erfahren“, warnt die Beraterin.

Außer wenn es zu spät ist: „Manche Mädchen reden etwa anonym mit uns, wenn sie nicht sicher sind, ob sie schwanger sind. An ihre Eltern wenden sie sich erst, wenn der Hut brennt.“

Nachgefragt: Wie reden Eltern mit ihrem Kind über Sex, Frau Harles?

Bei der Rat-auf-Draht-Elternseite hilft Psychologin Corinna Harles Müttern und Vätern bei wichtigen Fragen.

- Wann redet man über Sex? Integrieren Sie Sexualerziehung von Beginn an in den Alltag. Etwa indem Sie die privaten Körperteile richtig benennen,  als Penis und Vulva.

- Was ist, wenn ich mich nicht auskenne? Sie müssen nicht auf alles sofort eine Antwort haben, aber für Fragen offen sein. Entweder Sie informieren sich gemeinsam  oder erklären, dass Sie   die Antwort  nachliefern. Bücher helfen, etwa  „Lina, die Entdeckerin“ (ab 3 Jahren) oder „Make Love“ für Jugendliche.

- Manche Themen sind mir peinlich. Machen Sie sich Gedanken über Ihre  Einstellung zu Sexualität, bevor Sie mit Ihrem Kind reden. Wie wurden Sie geprägt? Welche Themen können Sie gut ansprechen, bei welchen fällt es Ihnen schwerer?

- Wie zeige ich die Grenzen auf? Sexualität ist nicht nur körperlich. Um zu wissen, was wir mögen und was nicht, müssen wir unsere Gefühle gut spüren. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, mehr auf sein Bauchgefühl zu hören als auf Trends.

- Mein Kind ist sich in seinem Körper nicht sicher? Es gibt unterschiedliche sexuelle Orientierungen, manche Menschen sind auch nicht eindeutig einem Geschlecht zuordenbar. Nehmen Sie Ihr Kind so an, wie es ist. So schaffen Sie ein Umfeld, in dem es genug Sicherheit verspürt, sich so zu entwickeln, wie es ihm entspricht.

Mehr Infos unter www.elternseite. at/alles-klar.

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