Plus-Size-Model Tess Holliday kämpft gegen Magersucht

Plus-Size-Model Tess Holliday kämpft gegen Magersucht
Die Aktivistin bricht mit einem Klischee: Anorexie geht nicht zwingend mit einem niedrigen Körpergewicht einher.

Seit Jahren setzt sich die US-Amerikanerin Tess Holliday gegen die Diskriminierung Dicker und für einen breiter gefassten Schönheitsbegriff ein. Dabei muss sie selbst immer wieder beleidigende Kommentare über ihre Figur einstecken. Wie das Übergrößenmodel nun auf seinen Social-Media-Kanälen verriet, führte das ständige Fat-Shaming zu einer Essstörung.

"Ich bin magersüchtig und auf dem Weg der Besserung", twitterte die 35-Jährige Anfang Mai - wohl wissend, wie die Reaktionen auf ihr Geständnis ausfallen würden. Eine magersüchtige Dicke, das passt für viele nicht zusammen. Sie schäme sich aber nicht mehr davor, es laut auszusprechen, so Holliday. "Ich bin das Resultat einer Kultur, die Dünnsein feiert und mit Wert gleichsetzt, aber ich schreibe jetzt meine eigene Geschichte. Ich bin endlich fähig, für einen Körper zu sorgen, den ich mein ganzes Leben lang bestraft habe."

Auf Instagram appellierte Holliday an ihre Follower, nicht das Gewicht oder den Gewichtsverlust anderer Menschen zu kommentieren, wenn man ihre Geschichte nicht kenne. "An alle, die mir sagen, ,Du siehst neuerdings gesund aus' oder ,Du nimmst ab, weiter so!': Hört auf damit", schrieb sie. "Kommentiert nicht mein Gewicht oder meine Gesundheit. Behaltet es für euch. Danke."

Atypische Anorexie

Holliday, die sich in ihrer Karriere einen Ruf als Ikone der Body-Positivity-Bewegung erarbeitet hat, macht ein gefährliches Vorurteil sichtbar: Denn auch dicke oder normalgewichtige Menschen können an Anorexie - sie wird im Volksmund Magersucht genannt und charakterisiert sich durch ein extrem eingeschränktes Essverhalten - leiden.

Plus-Size-Model Tess Holliday kämpft gegen Magersucht

Tess Holliday gilt als Ikone der Body-Positivity-Bewegung

Experten nennen das Phänomen atypische Anorexie: Betroffene sind zwar nicht unmittelbar vom Verhungern bedroht, die psychische Belastung und die Angst, zuzunehmen, ist aber genauso hoch. Auch Mangelerscheinungen treten durch das extreme Hungern genauso häufig auf wie bei Untergewichtigen.

Studien haben zudem gezeigt, dass übergewichtige Personen mit einer Essstörung seltener Hilfe suchen. Weil sie nicht dem typischen Bild eines "Magersüchtigen" entsprechen, fürchten viele, nicht ernst genommen zu werden. Im Gegenteil: Sie werden für ihren Gewichtsverlust häufig noch beklatscht. Tess Holliday möchte nun zum Umdenken anregen. Die Anzahl der Kilos, appelliert sie, solle endlich nicht mehr automatisch mit Gesundheit gleichgesetzt werden.

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