Wie in der TV-Serie: Nur ein Wochend-Papa?

Wie in der TV-Serie: Nur ein Wochend-Papa?
Die Netflix-Serie "Süße Magnolien" zeigt den Alltag einer Scheidungsfamilie mit Augenzwinkern. Eine neue Studie beleuchtet, was Kinder getrennter Eltern brauchen.

Familienalltag auf dem Bildschirm: Die Kinder warten auf den Vater, der sie für das Wochenende abholen soll. Endlich läutet es, doch als sie die Tür öffnen, steht dort nicht der Papa, sondern seine neue Freundin. Ergebnis: Die Kinder wollen nicht mitgehen. Selten wurde der komplizierte Alltag getrennter Eltern und ihrer Kinder in all seinen mühsamen Details so erzählt wie in der Netflix-Serie „Süße Magnolien“.

55.000 Patchwork-Familien gibt es in Österreich berichtet Soziologin Christine Geserick vom Institut für Familienforschung (ÖIF) – und viele stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie Maddie und ihre drei Kinder in der Serie. Führt man das Gespräch mit dem Lehrer des Sohnes gemeinsam oder getrennt? Wie verhält sich eine Mutter beim ersten Flirt nach der Trennung? Akzeptieren die Kinder die neue Frau an Papas Seite? Wie präsent ist der Vater?

Das Rollenbild hat sich geändert, beobachtet Soziologin Sonja Dörfler-Bolt vom ÖIF: „Die Frauen haben noch immer die überwiegende Betreuung der Kinder über, aber Väter tragen zeitlich mehr bei als noch vor 20 Jahren. Inzwischen wurde das Rechtssystem auch auf eine meist gemeinsame Obsorge nach einer Scheidung umgestellt.“

Eine Umfrage unter Richtern habe gezeigt: Es wird öfter geregelt, dass die Kinder mehr Zeit als früher mit dem zweiten Elternteil verbringen. „Sie sagen, dass die Kinder vermehrt auch während der Woche beim Vater sind und dort Alltag erleben. Es gibt weniger Wochenend-Papas als früher.“

Es geht sogar weiter: In den sozialen Medien suchen regelmäßig auch verzweifelte Väter nach Tipps, wie sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können.

Eine neue Studie der Uni Duisburg-Essen analysierte die Befindlichkeiten der Scheidungskinder: „Kinder fühlten sich besser, wenn sie zwar jede Woche übersiedeln, aber dafür beide Eltern sehen, vor allem in der Altersgruppe der 7- bis 14-Jährigen. Besonders bei Kindern, die nicht 50:50 wechseln, sondern eher 70:30 Prozent“, erzählt Soziologin Anja Steinbach.

Wie in der TV-Serie: Nur ein Wochend-Papa?

Beziehung braucht Zeit

Dörfler-Bolt sieht die Zeit nicht als alleinigen Faktor: „Eine Studie zeigt, dass der regelmäßige Kontakt für Kinder wichtig ist. Nur bei den Vätern, die vor der Trennung eine wichtige Rolle gespielt haben, ist das Ausmaß bedeutend.“

Sie gibt noch einen Aspekt bei Studien zu bedenken: „Richter stimmen einer Doppelresidenz, bei der die Kinder einen Wohnsitz bei beiden Eltern haben, eher zu, wenn die Erwachsenen zu einer Zusammenarbeit fähig sind. In so einer Situation sind die Kinder glücklicher.“

Natürlich gebe es Väter, die sich nicht um die Kinder bemühen, sagt Dörfler-Bolt: „In einer älteren Studie hieß es, dass bei 40 Prozent der Väter der Kontakt zu ihrem Kind verloren geht. Neue Daten aus Österreich kenne ich leider leider nicht, aber ich habe den Eindruck, dass es besser wird.“

Zum Wohlbefinden der Kinder gehören beide Eltern – das ist inzwischen klar. Auf den Vorwurf ihres Ex, sie würde die Kinder gegen ihn aufhetzen, entgegnet Serien-Mutter Maddie: „Ich versuche, mit den Kindern gar nicht über dich zu sprechen.“ Es dauert neun Folgen, bis der Vater sich um die Beziehung zum Nachwuchs bemüht. Und die Kinder ihn lassen.

Wie in der TV-Serie: Nur ein Wochend-Papa?

Nachgefragt: Was beschäftigt getrennte Eltern, Frau Zeller?

Bei der Beratungsstelle Juno finden Allein- und Getrennterziehende Hilfe. Leiterin Sarah Zeller erzählt aus der Praxis.

KURIER: Welcher Typ Mutter kommt zu Ihnen zur Beratung?
Sarah Zoller: Alle. Manche hatten mit dem Vater des Kindes nie eine Beziehungen und andere stehen nach 30 Jahren Ehe und drei Kindern alleine da. Es kommen auch zehn bis 20 Prozent Väter.

Mit welchen Problemen kämpfen die Familien?
Mit sehr unterschiedlichen. Eines hat damit zu tun, dass der Mann der Ernährer und die Frau mehr mit der Familienarbeit beschäftigt war. Da kommt es vor, dass dem Vater erst nach der Trennung auffällt, dass er wenig Beziehung zu seinem Kind hat, weil die Familienzeit mit der Mutter wegfällt und er auf sich selbst gestellt ist. Dann lässt das Interesse manchmal nach. Aber es kann sein, dass er sich um seine Kinder bemüht. Das ist oft etwas, was die Frau jahrelang eingefordert hat. Nach der Trennung fühlt er sich plötzlich mehr verantwortlich als vorher.

Was löst das aus?
Für die Mütter ist das oft schwierig. Manchmal fordern die Väter dann mehr Zeit mit den Kindern ein. Das hat auch Auswirkungen auf den Unterhalt. Das macht es für die Frau komplizierter.

Kommentare