Maskfishing: Warum der neue Corona-Dating-Trend für Kontroversen sorgt
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Mund-Nasen-Schutz die Dating-Welt erobert. Seit das neuartige Coronavirus grassiert, sind Masken aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Der Virenschutz taucht nun immer öfter auf Dating-Portalen auf. Von internationalen Medien – darunter das Magazin Forbes – wurde die neue Umgangsform auf Tinder, Bumble und Co. "Maskfishing" getauft.
Kontroverse Maskerade
Das hippe Slangwörterbuch "Urban Dictionary" nahm "das Phänomen, bei dem eine Person attraktiver erscheint, weil sie eine Gesichtsmaske trägt", bereits im Juli auf. Abgeleitet wurde das Schlagwort von einer bereits bekannten und umstrittenen Datingmanier: Kittenfishing. Dabei wird das eigene Profil so ansprechend wie möglich gestaltet, um bei potenziellen Partnerinnen und Partnern Eindruck zu schinden. Nicht selten wird dabei ordentlich geschummelt, um attraktive Dates abzusahnen. In der Realität können sich diese als herbe Enttäuschung entpuppen.
Was in Geschäften, Öffis und Schulen der Eindämmung des Virus dient, wird auf Dating-Portalen kritisch beäugt. Im Netz echauffiert man sich über die gezielten Täuschungsmanöver. "Es mehren sich tatsächlich Berichte von Menschen, die ein Gefühl der Enttäuschung verspüren und feststellen, dass sie sich physisch nicht von der Person hinter der Maske angezogen fühlen", bestätigt der britische Single-Coach Sarah Louise Ryan der Zeitung Metro.
Die Internet-Kontaktbörse Adult Friend Finder, die laut eigenen Angaben weltweit 40 Millionen Mitglieder zählt, hat die Verwendung entsprechender Aufnahmen kürzlich bereits unterbunden. Eine Software verhindert mittels künstlicher Intelligenz das Hochladen.
Profilbild als Politikum
Wer sein Dating-Profil mit Masken-Fotos schmückt, setzt in Zeiten weltweit wachsender Corona-Skepsis auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen. Dass politische Statements bei der Partnersuche als Lockinstrumente verwendet werden, überrascht kaum: Studien zeigen, dass Menschen sich eher von Partnern mit ähnlichen politischen Überzeugungen angezogen fühlen. In vielen Apps kann man inzwischen nach politischen Ansichten filtern. Eine Umfrage ergab kürzlich, dass Millennials der Politik sogar Vorrang vor der Kussqualität einräumen.
Dass die halbe Gesichtspartie ausreicht, um an jemandem Gefallen zu finden, verwundert Sarah Louise Ryan kaum: "Mit den Augen flirtet es sich am besten, sie sind die Fenster zur Seele."
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