Klar, das Date in der Bar oder der Flirt im Park fallen flach, die virtuelle Anbahnung ist aber nicht abgeschafft: Dating-Apps von Bumble bis Tinder melden steigende Nutzerzahlen, auch die Gesprächsdauer habe sich seit Ausbruch der Pandemie erhöht. Das zeigt auch eine eine aktuelle, dem KURIER exklusiv vorliegende Parship-Umfrage (siehe unten).
Matchen nach Infektionsstatus
Online-Flirt-Portale gehen unterschiedlich mit der globalen Quarantäne um. Fast alle verweisen auf die Richtlinien der WHO und raten von analogen Treffen ab, solange das Virus nicht unter Kontrolle ist. Tinder hat diese Woche die Premium-Funktion „Passport“ für alle aktiviert: Einsame Herzen sind bei der Liebessuche nicht mehr auf einen Umkreis von 150 Kilometer beschränkt, sondern können sich bis zum Ende der Maßnahmen durch alle Orte der Welt swipen.
Einfallsreich reagierte die isländische App One, die Singles nicht nur auf Basis ihres Alters und Geschlechts, sondern auch anhand ihres Covid-19-Status (infiziert und genesen, nicht infiziert, in Quarantäne) verkuppelt. Auch das Datingportal für christliche Singles, kathTreff.org, wirbt mit „Virtual Socializing“ statt Social Distancing: Gerade jetzt sei der Zeitpunkt günstig, online tiefgehende Kontakte zu knüpfen und sich auf reale Treffen nach der Pandemie vorzubereiten.
Dieser Meinung ist auch Eva Fischer, die in Wien als Single Coach arbeitet und für Liebessuchende durchaus einen Vorteil an der Situation sieht: „Ein Großteil der Singles ist temporär vom Markt verschwunden. Dafür gibt es frischen Nachschub auf allen Börsen. Flirten auf der Straße spielt es gerade nicht, daher lassen sich auch Internet-Dating-Gegner erweichen und versuchen ihr Glück im Internet.“
Date durch die Scheibe
Um dieses zu finden, heißt es nun erst mal: Geduld. Wann es zu einem Treffen im realen Leben kommen kann, weiß niemand – was also tut man, damit das Pingpong im Chat nicht abreißt? Fischer hätte ein paar Ideen: „Schon mal ein Date in der Zukunft ausmachen, verschieben kann man immer noch. Nette Inhalte aus den sozialen Medien weiterleiten. Worüber jemand lacht, was jemand teilt, sagt viel aus und hilft beim Kennenlernen. Und das Wichtigste ist natürlich, bald zu telefonieren!“
Wer es gar nicht erwarten kann, den Online-Flirt ins Offline zu verlegen, darf nun - natürlich unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes - kreativ werden: im Auto durch die einen Spalt weit geöffnete Scheibe plaudern oder durch die Glaswand an der Busstation. Im Fall eines Drinks per Videochat sollte man vorher die Kameraeinstellungen und das Licht überprüfen – nach drei Wochen Isolation ist es kein Geheimnis mehr, dass die Kamera von unten unvorteilhaft verzerrt. „Besser Laptop oder Handy auf Kopfhöhe aufbauen oder sich einfach neben dem Couchtisch auf den Boden setzen“, rät Fischer.
Optimistischer Ausblick
So oder so wird die Dating-Welt im Zeitalter post Corona eine andere sein, glaubt die Liebesexpertin. 40 Prozent der heimischen Singles halten sich an die Vorschriften und verzichten auf physischen Kontakt, ergibt eine aktuelle Umfrage der Dating-App Jaumo (deutlich mehr Frauen als Männer). „Ich glaube, wir werden die einfachen Freuden mehr zu schätzen wissen“, so Fischer. „Wir haben die Chance, die Werte neu zu setzen. Nach dem Fasten schmeckt das Essen viel intensiver, nach sozialer Distanz werden Begegnungen kostbarer. Und wir werden zusammenhalten müssen, um die Umbrüche zu meistern.“
Vielleicht tritt auch ein Quarantänewunder ein, wie bei einem jungen Mann in Brooklyn, dessen Geschichte auf Instagram für Herzerlaugen sorgt: Nach tagelangem Flirt mit seiner Nachbarin von gegenüber fasste er seinen Mut zusammen und schickte ihr seine Handynummer mit einer Drohne. Fortsetzung folgt – aber wie wir wissen, entstanden während globaler Seuchen die schönsten Liebesromane.
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