LGBT-Erfahrungen: "Viele sagen mir, dass Bisexualität nicht existiert"

ERSATZ-PRIDE IN BERLIN
Vier Mitglieder der LGBT-Community über Belastungen während der Isolation, die Notwendigkeit der Regenbogenparaden und Diskriminierung im Alltag.

Mit einem „Regenbogen-Corso“ auf dem Ring – coronabedingt motorisiert statt zu Fuß – ging am Samstag in Wien der „Pride Month“ Juni zu Ende, in dem die LGBTIQ-Community traditionell auf der Straße für Gleichstellung und gegen Diskriminierung eintritt. Die vergangenen Wochen stellten für viele homosexuelle, queere und Transgender-Personen eine besondere Belastung dar: Veranstaltungen wurden abgesagt, Vereinslokale mussten vorübergehend schließen, Beratungsstellen waren nur eingeschränkt verfügbar, Therapien konnten zum Teil nicht fortgesetzt werden. Der Austausch mit Gleichgesinnten aus der Community fehlte und führte bei vielen zu psychischen Problemen.

„Einsamkeit war ein großes Thema“, berichtet die Sexualtherapeutin Nicole Kienzl. Vor allem litten Jugendliche, die sich zwar schon nach innen, nicht aber nach außen geoutet hatten und in einem Umfeld mit wenig Verständnis „eingesperrt“ waren. „Die Mehrheit ist heute offen – bei etwa einem Drittel verlaufen Outings problematisch.“ In der Isolation hätten viele hinterfragt, ob sie das Leben führen, das sie wollen. "Mein Eindruck ist, dass sich nach dem Ende des Lockdowns mehr Menschen outen."

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