Kindergärtnerinnen sind in der Krise ausgebrannt

1.633 Stellen gibt es in den Kinder- und Jugendservices der Stadt Linz. 843 davon in den Kindergärten.
In einer österreichischen Studie orten 90 Prozent stetig steigende Anforderungen.

Die Corona-Pandemie hat die Belastung der Kindergartenpädagoginnen verstärkt und "bestehende Missstände sichtbar gemacht". Zu diesem Ergebnis kommen zwei von der Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien) betreute Studien.

Demnach berichteten 90 Prozent der Befragten von stetig ansteigenden Anforderungen, 79 Prozent von großem Zeitdruck und zwei Drittel von häufigem Stress.

Spiel und ihre Kollegin Julia Reiter betreuten eine von Master-Studierenden durchgeführte Online-Fragebogenstudie, an der rund 600 Elementarpädagoginnen teilnahmen sowie eine Interviewstudie mit zehn Personen.

Durchgeführt wurden die Befragungen im April 2021, die Ergebnisse sind aufgrund der Selbstselektion des teilnehmenden Kindergartenpersonals nicht repräsentativ.

Unter anderem wurden die Befragten gebeten, ihre Arbeitszufriedenheit anhand unterschiedlicher Aspekte auf einer Skala von eins (überhaupt nicht zufrieden) bis sieben (voll und ganz zufrieden) zu bewerten.

Am positivsten wurde dabei die Kollegenschaft (5,74) und die Tätigkeit generell (4,91) eingestuft, am negativsten Bezahlung (2,48) und Arbeitsbedingungen (3,05). 64 Prozent gaben an, Schwierigkeiten damit zu haben, am Abend beim Nachhausekommen "abzuschalten"; 72 Prozent denken abends noch über die Arbeit nach und bei zwei Drittel ist dies auch bereits morgens direkt nach dem Aufwachen der Fall.

Pandemie verstärkt bestehende Missstände

Auffällig für die Forscherinnen: Als große Belastungsfaktoren und Herausforderungen seien bei der Studie keineswegs nur Covid-19-spezifische Faktoren genannt worden.

"Vielmehr zeigte sich, was sich auch in zahlreichen anderen Gesellschaftsbereichen gezeigt hatte: dass die Pandemie bestehende Missstände sichtbar macht und verstärkt."

Dazu zählen etwa der Personalmangel und die damit verbundene Notwendigkeit der Betreuung zu großer Gruppen, der administrative Aufwand und die Schwierigkeit, eine gesunde Work-Life-Balance herzustellen. Dazu kämen noch mangelnde Wertschätzung, Schwierigkeiten in der Elternarbeit und das zu geringe Gehalt.

Als positive Aspekte der vergangenen Monate nannten die Kindergartenpädagoginnen unter anderem den Zugewinn an Medienkompetenz aufgrund der erzwungenen Digitalisierung.

Außerdem habe man durch die geänderten Anforderungen die Teamarbeit verstärkt und sich deutlich mehr Flexibilität angeeignet. Viele hätten "an sich auch einen Zugewinn an Selbstständigkeit und Führungskompetenz" beobachtet. Außerdem verbesserten sich die Kenntnisse zu Hygienemaßnahmen.

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