Um sechs Uhr wird sie wach, sie ist Frühaufsteherin, hier raucht sie ihre Morgenzigarette, trinkt Kaffee, genießt die Stille. Sie hat Frühstück für uns hergerichtet, belegte Brötchen und Kaffee, und überhaupt ist es ungemein gemütlich: Pflanze um Pflanze – darunter einige Pfirsichbäume – umringen ein Frühstückstischchen mit zwei Holzsesseln unter einem Sonnenschirm, gemütliche Bankerln laden zum Verweilen ein, aus der Ecke lacht ein steinerner Buddha. „Soll ich auf die Balustrade klettern?“, fragt Winkens übermütig, und schon ist es geschehen; Winkens lacht, sie liebt diesen Tag, ihr Leben – und diese Wohnung.
„Ich wohne die Miete ab“
„Ich habe schon als Studentin viel Wert darauf gelegt, schön zu wohnen“, sagt sie. Die Gründe liegen auf der Hand. „Je mehr Zeit du zu Hause verbringst, desto weniger Geld gibst du auswärts aus.“ Diesem Credo bleibt sie bis heute treu. „Viele Leute zahlen eine horrend hohe Miete, aber sind nie daheim. Ich hingegen wohne meine Miete ab“, meint sie schmunzelnd. „Deshalb ist es mir auch so wichtig, dass es daheim gemütlich ist.“ 120 Quadratmeter Gemütlichkeit, aufgeteilt auf zwei Stockwerke, um genau zu sein. Seit fünf Jahren lebt Winkens mit ihrem Verlobten Bert hier. Hell und freundlich ist die Wohnung. Die Einrichtung mit Bedacht ausgewählt, mit sicherer Hand für schöne Stoffe, stilvolles Design, nie aufdringlich, immer lässig.
Über den Esstisch spannt sich eine Bogenlampe, gegenüber thront ein Bücherturm von Bruno Rainaldi. Der Sofa-Bereich wird von einer Bücherwand begrenzt, irgendwo müssen die laut Winkens 3.000 Bücher ja Platz finden. Ein schnittiger Lesefauteuil steht davor, flankiert von einem Couchtisch von Klemens Schillinger. Dahinter öffnet Winkens die Tür zu einem schmalen Zimmer, voll mit Gewand. Der Gedanke an den weit geräumigeren Ankleideraum in ihrer alten Wohnung lässt sie sentimental werden. Vergnügt zeigt sie ein Paar knallenge, feuerrote Valentino-Stiefel, die bis über die Knie reichen. Der Mann war einst gegen die Investition. Jedoch: „Die waren runtergesetzt, die musste ich einfach haben!“ Heute gehören sie zu ihren Lieblingsstücken.
Im oberen Stockwerk wird es dann tierisch. Jedoch nicht, weil uns Elkes Labrador Amely entgegenbellt (der weilt heute auswärts). Sondern weil sie Affen liebt und drei auf dem Saffron-Boxspringbett Wache halten: Monkey, Monkeymonkey und Monkeydonkey heißen die Kuscheltierchen. Im Halbstock dagegen: Kunstgenuss. An der Wand hängen vier in Rot gehaltene Gemälde von Regisseur Peter Patzak, am Boden lehnen zwei Fotobilder von Hubertus Hohenlohe („Die hat mir ein Verehrer geschenkt, aber ich sag nicht welcher.“). Jeder Schritt durch diese Wohnung offenbart ausgesuchte Stücke – und vergegenwärtigt Winkens’ Sinn fürs Schöne.
Traummann von gegenüber
Schön ist auch die Story, wie Elke Winkens ihren Mann fand und hier einzog. Die Liebe wartet irgendwo da draußen? Bei der gebürtigen Deutschen wohnte sie sogar gegenüber. Beim Fensterln aus ihrer damaligen Wohnung stach ihr öfter ein attraktiver, grau melierter Herr ins Auge. Vergeblich versuchte sie, ihn kennenzulernen, sogar beim Hausmeister erkundigte sie sich nach seinem Namen – doch nichts wollte klappen.
Bis ein schicksalhafter Zufall die Regie übernahm: Amor schickte Einbrecher in die Wohnung des Angehimmelten. Und Winkens erspähte die Lichtkegel ihrer Taschenlampen. Flugs alarmierte sie die Polizei (was als Ex-Akteurin bei „Kommissar Rex“ für Heiterkeit auf der Dienststelle sorgte) und lernte so zwei Tage später ihren Zukünftigen kennen – und lieben. „Eigentlich hätten wir die Einbrecher zu unseren Trauzeugen machen sollen“, scherzt sie. Elke Winkens fühlt sich angekommen. Bei sich, in der Liebe, im Leben. „Es war harte Arbeit, mir zu erlauben, genießen zu dürfen“, sagt die ehemalige Vielarbeiterin. „Aber heute erlebe ich Genuss und Glück jeden Tag.“
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