"Flittchen": Britische Abgeordnete wegen schulterfreiem Kleid beleidigt

Tracy Brabin ist eine britische Schauspielerin und Politikerin.
Tracy Brabin lässt die bissigen Kommentare, die ihr auf sozialen Medien entgegenschlagen, nicht auf sich sitzen.

"Schlampe", "Flittchen", "geile Tussi": Mit diesen und anderen gehässigen Beleidigungen wurde Tracy Brabin dieser Tage konfrontiert, nachdem die Britin in einem schwarzen, einseitig schulterfreien Kleid im britischen Parlament aufgetreten war.

Die 58-Jährige ist Mitglied der sozialdemokratischen Labour Party und vertritt den Wahlkreis Batley und Spen des House of Commons des britischen Parlaments.

Bösartigste Kommentare

Vergangenen Montag nahm Brabin in besagtem Kleid an einer Debatte im Parlament teil. Nachdem Bilder ihres Auftritts in der Öffentlichkeit zu kursieren begannen, dauerte es nicht lange, bis sich Twitter-Nutzerinnen und Twitter-Nutzer zu bösartigen Kommentaren bemüßigt fühlten.

So stellte ein Nutzer etwa in Frage, ob Brabins Outfit "eine angemessene Kleidung" fürs Parlament sei. Der User namens Lawrence Dovey, der den Beitrag abgesetzt hat, hat diesen mittlerweile gelöscht und sich entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen, einen derartigen "Wirbel auszulösen", hielt er auf Twitter fest. Allerdings sei auch er mit "niederträchtigen Kommentaren" abgestraft worden.

"Warum tritt Tracy Brabin mit ihrer nackten Schulter für Labour auf? So niveaulos", hieß es unterdessen in einem anderen Tweet. In weiteren Postings wurden Userinnen und User regelrecht ausfallend und beschimpften Brabin teils wüst.

Beispiel für alltäglichen Sexismus

Brabin ließ die vorgebrachten Gemeinheiten nicht auf sich sitzen: "Wer hätte gedacht, dass eine Schulter so emotionalisieren kann", twitterte sie am Dienstag. Und weiter: "Tut mir leid, dass ich keine Zeit habe, auf alle Kommentare zu antworten, aber ich kann hiermit bestätigen, dass ich keine Schlampe, kein Flittchen, nicht verkatert, keine stillende Mutter, keine Tussi (…) bin."

Für ihren souveränen Umgang mit den hasserfüllten Wortspenden erntet die Politikerin viel Anerkennung. Bisher wurde ihr Tweet über 120.000 Mal gelikt.

Der BBC sagte Brabin, dass die Reaktionen "leider" Alltag und "ein weiteres Beispiel für den alltäglichen Sexismus, mit dem Frauen konfrontiert sind", seien.

Etliche Userinnen und User prangerten außerdem an, dass Politikerinnen und Frauen allgemein ständiger Körper- und Kleidungskritik ausgesetzt seien.

Es gibt keine offizielle Kleiderordnung für Abgeordnete des britischen Parlaments, auf der Website des Verfassungsorgans heißt es lediglich, dass empfohlen wird, Kleidung zu tragen, die "normalerweise zu einem recht formellen Geschäftstermin getragen werden kann".

Kommentare