Facereading: Wie man Gesichter richtig liest

Facereading: Wie man Gesichter richtig liest
Eric Standop, bekanntester deutscher Gesichtleser, über Masken-Mimik und Donald Trumps Teint.

Fremde Gesichter sind für ihn wie neue Bücher: Eric Standop, der in Karlsruhe geboren wurde und heute auf der ganzen Welt aktiv ist, gilt als einer der führenden Experten für Gesichtlesen und Antlitzdiagnostik – eine Methode, die etwa in der Medizin oder Kriminologie angewandt wird. Anhand von Mimik, Augenform, Falten und vielen anderen Merkmalen schließt der 53-Jährige auf Charaktereigenschaften, Talente oder Gesundheitsstatus. Heute erscheint sein neues Buch „Ich lese dich“ – dem KURIER erklärte er, warum seine Fähigkeiten im Masken-Zeitalter besonders gefragt sind.

KURIER: Im Alltag ist nun die Hälfte des Gesichts durch die Maskenpflicht bedeckt – wie kann man da Emotionen noch richtig deuten?

Eric Standop: Wenn wir einander auf der Straße begegnen, lesen wir einander nur flüchtig, aber natürlich schränkt die Maske ein. Das ist auch der Hauptgrund, warum viele ein Problem mit Verschleierung haben: Man hat das Gefühl, es wird einem die Hälfte der Information vorenthalten. Die Chance besteht darin, dass wir uns mehr auf Augen und Stirn fokussieren. Augen sind das Tor zum Gehirn: Alles, was sich im Gehirn abspielt, ist in den Augen ablesbar. Wenn zum Beispiel jemand ehrlich lächelt, sind immer die Augen beteiligt. Die Wangen schieben sich nach oben, die Ringmuskulatur um die Augen verengt sich, die Augen beginnen zu strahlen. Bei Ärger runzeln wir die Stirn, die Augenbrauen ziehen sich zusammen. Ein Mensch ohne Augenbrauen und Stirnfalten ist ganz schwer zu lesen.

Haben sich die Gesichter seit März verändert?

Die Gesichter an sich nicht, aber die Mimik: Ich meine erkannt zu haben, dass die Menschen seit Beginn der Pandemie mehr nach unten blicken, statt frei in die Welt hinauszuschauen. Man begegnet einander nicht mehr so viel in den Augen, nimmt weniger am Gesicht des anderen teil. Das bedeutet, dass im Moment eher Sorge und Angst regieren statt Vorwärtsgerichtetheit und Hoffnung. Daher würde ich mir wünschen, dass bei politischen Botschaften immer etwas Hoffnung mitschwingt.

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