Einweg-Geschirr aus Plastik-Ersatz ist selten unbedenklich

Seit 3. Juli 2021 dürfen in der EU keine Einwegprodukte aus Kunststoff mehr neu auf den Markt kommen.
Konsumentenschützer kritisieren Schadstoffe in Kunststoff-Alternativen und fordern Vorgaben für Chemikalien in Kontakt mit Lebensmitteln.

Karton, Palmblätter, Weizenfaser oder Zuckerrohrbagasse: Für Plastikverpackung wird es eng am Markt. Seit 3. Juli 2021 dürfen in der EU keine Einwegprodukte aus Kunststoff mehr neu in die Regale kommen. Doch die Alternativen sind für die Umwelt und Gesundheit nicht immer unbedenklich. Dies zeigt eine aktuelle Erhebung europäischer Verbraucherorganisationen, bei der in 31 von 57 Produkten problematische Substanzen gefunden wurden - darunter Pestizidrückstände, fluorierte Stoffe oder potenziell krebserregende Chlorpropanole, die über empfohlenen nationalen Richtwerten lagen.

Von den 26 in Österreich erhältlichen Produkten waren 21 mit Schadstoffen belastet. Der Verein für Konsumenteninformation VKI ortet Handlungsbedarf und kritisiert das Fehlen von Vorschriften für Chemikalien in alternativen Verpackungsmaterialien.

Produkte aus Europa auf dem Prüfstand der Konsumentenschützer

An der Untersuchung nahmen Verbraucherorganisationen aus Dänemark, Frankreich, Italien und Spanien teil. Die untersuchten Produkte sind bei Herstellern und Großhändlern, bei denen Gastronomieunternehmen ihre Ver­packungen für Catering und Lieferungen beziehen, erhältlich. Geprüft wurde unter anderem, ob Chlorpropanole (3-MCPD und DCP), Pestizide, PFAS, Bisphenole, Schwermetalle (Blei, Cad­mium, Chrom) und Aluminium enthalten sind.

Mehr als die Hälfte der Artikel erfüllte nicht die Richtwerte

Die Ergebnis­se sind ernüchternd: Bei 54 Prozent der ge­prüften Produkte lagen die Schadstoffe über diversen empfohlenen Richtwerten. So überschritt beispielsweise mehr als ein Viertel der untersuchten Produkte, die auf die potenziell krebserregenden Chlorpropanole getestet wurden, den vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Richtwert für 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD). Und in rund zwei Drittel der Produkte lagen die nach­gewiesenen PFAS-Konzentrationen über dem in Dänemark geltenden Richtwert. PFAS sind Industriechemikalien, die sich in der Umwelt anreichern und vom Menschen über die Nahrungskette wieder aufgenommen werden können. 

Nur fünf von 26 Produkt-Alternativen in Österreich sind unbedenklich

26 der getesteten 57 Produkte sind auch in Österreich erhältlich: In nur fünf Produkten konnten keine problematischen Chemikalien nachgewiesen werden. Davon bestehen vier aus Palmblättern und eines aus Papier.

„Diese Untersuchung ist nicht die erste, die bedenkliche Schadstoffe in Alternativprodukten aufzeigt, doch das grundsätzliche Problem besteht noch immer: Denn – anders als bei Kunststoffen – gibt es in der EU derzeit keine konkreten Vorschriften für alternative Lebensmittelverpackungsmaterialien“, kritisiert VKI-Chemikerin Birgit Schiller. „Doch genau das wäre wichtig, um ein hohes Maß an Verbraucher- und Umweltschutz zu gewährleisten – nicht zuletzt dann, wenn viele dieser Produkte als kompostierbar beworben werden.“

Verbraucherschützer fordern klare Regeln für Kunststoffverpackungen

Das Verbot von Plastik-Einweggeschirr war für die VKI-Expertin ein erster richtiger Schritt. „Jetzt muss konsequenterweise der nächste Schritt folgen: Es braucht nicht nur für Kunststoff, sondern für alle Materialien, die für den Lebensmittelkontakt bestimmt sind, eine klare Regelung. Denn sonst entsteht nur an anderer Stelle eine neue Umwelt- und Gesundheitsproblematik.“

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung gibt es auf www.konsument.at und im Magazin KONSUMENT.

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