Wie Stiegensteigen in der Isolation hilft, die Angst zu bewältigen

Wie Stiegensteigen in der Isolation hilft, die Angst zu bewältigen
Bewegung - körperlich, emotional und mental - spielt eine große Rolle in der Angstbewältigung. Das hat evolutionäre Gründe.

„Meditieren Sie, das hilft, gelassener zu werden“: Das ist derzeit eine häufige Empfehlung in Sachen „Corona-Sorgen-Strategie“ und damit liegt man auch nicht ganz falsch. Bei sich sein, tief atmen, in sich hineinspüren, kann eine gute Methode sein, um sich zu entspannen oder weniger Angst zu fühlen. Angst vor dem Unbekannten - und auch Angst vor dem, was kommt. Es stimmt also - doch vorher sollte man unbedingt in Bewegung kommen, körperlich, emotional und mental. Davon ist Gabriele Hochwarter, Trainerin und Expertin für Pflegewissenschaften, überzeugt.

Für sie ist Bewegung jeder Art die beste Strategie, um Ängsten und der Sorgen etwas Wirksames entgegen zu setzen. Der Grund dafür liegt in der menschlichen Evolution: „Bewegung ist naturgegeben, sie war immer schon und ist nach wie vor ein evolutionärer Vorteil“, erklärt die Autorin des Buchs „Über Säbelzahntiger, Sex und Energieräuber“. Wenn Menschen sich sorgen oder ängstigen, ist das eine normale biologische Reaktion auf eine Gefahr und Bedrohung – was wiederum die Energie für Kampf oder Flucht mobilisiert. Das Gehirn aktiviert die Stressachsen, der Blutdruck steigt, es wird vermehrt Sauerstoff in die Muskulatur gepumpt  – insgesamt kommt es zur Ausschüttung von Stresshormonen. „Wir sind im Überlebensmodus, da reagieren die Reflexe, ohne dass wir unseren Neokortex groß einschalten und nachdenken, ob das, was wir tun, auch wirklich sinnvoll ist.“

"Wir sind keine Koalas"

Wie Stiegensteigen in der Isolation hilft, die Angst zu bewältigen

Wer in diesem Zustand nichts tut, erstarrt im wahrsten Sinne des Wortes, er ist auch nicht mehr frei, richtige Entscheidungen zu treffen. Einst ist der Mensch vor dem berühmten "Säbelzahntiger" davongelaufen. Heute lähmt Angst - die Stressachsen bleiben also aktiviert, ein eher wenig gesunder Zustand, in dem man sich kaum entspannen kann. „Sich da hinzusetzen, um zu meditieren, bringt also erstmal nicht viel“, sagt Gabriele Hochwarter. Beweglichkeit hingegen hilft, dass sich die Stressachsen beruhigen: „Weil wir von Natur aus nicht geeignet sind, ein bewegungsarmes Leben zu führen. Wir sind keine Koalas, deren Tag aus Fressen und 20 Stunden Schlaf besteht.“

Ihr Rezept: Aktiv werden! "Setzen Sie sich in Bewegung und beruhigen Sie auf diese Weise Ihre Stress-Achsen. Nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional, auf möglichst vielen Ebenen. Denn sind Sie auf einmal in Bewegung, können Sie wieder Entscheidungen treffen.“ Dabei hilft es schon, eine Runde spazieren zu gehen oder ein paar Mal im Stiegenhaus auf und ab.  Regelmäßige Bewegung - in Form von Laufen, Radfahren, Yoga, Gymnastik - ist gerade in Krisenzeiten ein wunderbares Mittel, um sich wieder wohler in seiner Haut zu fühlen. Dabei geht es auch um geistig-emotionale Beweglichkeit:  „Bewegung löst auf allen Ebenen – emotional und körperlich – Starre auf, sodass wieder mehr Leichtigkeit, Kraft und Kreativität in Ihr Leben kommen können.“ 

Signal für Unbekanntes

Außerdem sieht sie in der Emotion "Angst" auch ein Signal für Unbekanntes - umso wichtiger ist es daher, dieses Gefühl wahrzunehmen: "Im besten Fall wird die Angst zum Motor für Veränderung und neue Möglichkeiten. Sie sorgt dafür, dass ein Mensch aus seiner Komfortzone heraustritt, über seine Grenzen geht - und genau das ist die Voraussetzung dafür, dass Neuer erlernt wird und man sich weiterentwickelt."

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