Blutspenden: Separater "Kuli“ für jeden Spender

Etwa 1.400 Blutspendeaktionen finden jährlich im Osten Österreichs statt. In OÖ sind es 800.
Der Bedarf an Blut besteht auch während Corona. Das Rote Kreuz ruft deshalb dazu auf, zu spenden.

Alle 90 Sekunden benötigt in Österreich ein Patient eine Blutkonserve. Etwa 350.000 davon zapft das österreichische Rote Kreuz jährlich von Blutspendern ab. Jede davon beinhaltet einen knappen halben Liter Blut, welches Leben retten kann. Der Bedarf an Blut steht während Corona nicht still, die Krise ist jedoch nicht spurlos an den Spendeaktionen vorübergegangen.

„Wir mussten sehr flexibel reagieren “, sagt Werner Watzinger, kaufmännischer Direktor der Blutzentrale Linz. Krankenhäuser sagten aufschiebbare Operationen ab, weshalb sich der Blutverbrauch reduzierte.

Im Durchschnitt bestellten Krankenhäuser 15 Prozent weniger als sonst, sagt Ursula Kreil, stellvertretende medizinische Leiterin der Blutspendezentrale Wien, Niederösterreich und Burgenland.

Der Großteil der Konserven werde dennoch benötigt: „Bei den meisten Patienten handelt es sich um chronisch Erkrankte, die auch während der Coronakrise Blut brauchen oder um Patienten mit nicht verschiebbaren Operationen“, sagt Kreil.

"Checkpoint"

Um diesen Bedarf zu decken und trotz Corona viele Menschen zur Spende zu motivieren, setzte das Rote Kreuz dementsprechende Maßnahmen: „Wir haben einen Checkpoint eingerichtet, der bereits vorab alle Spender filtert“, sagt Watzinger.

Jeder muss sich zudem die Hände desinfizieren und bekommt zum Ausfüllen des Fragebogens einen eigenen Kugelschreiber. Anschließend wird nur eine bestimmte Anzahl an Spendern in das jeweilige Gebäude gelassen, um den vorgeschriebenen Abstand zu gewährleisten.

Prinzipiell sollen laut Rotem Kreuz nur jene Menschen zur Spende gehen, die sich auch gesund fühlen. Zu beachten sind zudem immer die Kriterien der Blutspenderverordnung. Dazu gehören etwa, dass der Spender 18 Jahre alt sein und mindestens 50 Kilo wiegen muss.

Neue Kriterien

Weitere Regeln wurden aufgrund von Corona eingezogen: Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, sind bis 14 Tage nach Ende des Aufenthalts nicht zur Spende zugelassen. Wer Kontakt mit einer auf Covid-19 positiv getesteten Person hatte, kann bis 28 Tage nach diesem Treffen nicht spenden.

Alle 90 Sekunden im Schnitt benötigt in Österreich jemand eine Blutkonserve

350.000 Konserven werden pro Jahr in Österreich abgenommen. Das sind rund 1.000 Konserven pro Tag

0,5 Liter Blut fasst in etwa eine Blutkonserve

42 Tage lang ist eine Blutkonserve haltbar, dann muss sie entsorgt werden. Die Verwurfsrate ist laut Rotem Kreuz gering, kann aber nicht ganz vermieden werden

War man selbst mit Covid-19 infiziert, darf man ab dem Zeitpunkt, ab dem man als gesund gilt, bei einer leichten Erkrankung zwei Wochen nicht spenden. Bei einer schweren Erkrankung vier Wochen. „Personen über 65 Jahren raten wir derzeit aus Sicherheitsgründen ab, zur Spende zu kommen“, sagt Kreil.

„Reserve-Pools“

Gesucht seien laut Watzinger zurzeit vor allem Spender mit „A negativ“, „B negativ“, „A positiv“ oder „0 negativ“. Denn die Blutzentrale Linz verzeichnet bei diesen Blutgruppen Engpässe. 1.000 Blutkonserven liegen in Linz insgesamt momentan auf Lager – es sei der Minimum-Sollstand.

Blutspenden: Separater "Kuli“ für jeden Spender

Symbolbild

Besonders in Hinblick auf die Sommermonate, in welchen üblich die wenigsten spenden, gelte es das Lager wieder aufzufüllen. Die Blutspendeaktionen werden deshalb wieder hochgefahren. Denn in den vergangenen Wochen mussten doch einige abgesagt werden oder in alternative Räumlichkeiten ausweichen – mache eine Aktion in einer Firma derzeit doch wenig Sinn.

„Prinzipiell ist die Versorgung österreichweit aber gut“, sagt Kreil. Immerhin gebe es einen „virtuellen Reserve-Pool“, wo jede Station den Überschuss einer Blutgruppe melden könne und so anderen Bundesländern damit aushelfen könne. Außerdem seien Blutspender eine „treue Community“. „Sie wissen, dass auch jetzt ihr Blut gebraucht wird“, sagt Kreil.

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