Sexspiel endete beinahe tödlich“, lautete eine Schlagzeile in den Online-Medien. Dabei wurde die Geschichte eines Mannes geschildert, dessen Frau ihn nahe einer Gartenhütte im Salzkammergut mit einer Kette an ein Holzgestell gefesselt hatte. Um das noch reizvoller zu gestalten, legte sie ihm die metallischen Fesseln um den Hals und tat ein Vorhangschloss dran. Nun geschah es: Der Mann sackte in sich zusammen, bekam keine Luft mehr. Der Versuch der Frau, das Vorhangschloss zu öffnen, scheiterte daran, den Körper des Mannes zu heben. Die Rettung wurde gerufen – der Mann reanimiert. So schnell kann’s gehen.
Wer an dieser Stelle mit einem „Pervers!“ auf den Lippen den Kopf schüttelt, sollte innehalten. Ja, es ist ungünstig, wenn ein Sex-Spiel riskant wird, aber deshalb ist es nicht pervers. Die Lust am Fesseln oder eben in Ketten gelegt zu werden, gehört in den Bereich des BDSM – das steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ und umfasst Sexualpraktiken, die Dominanz, Unterwerfung, lustvollen Schmerz und spielerische Bestrafung inkludieren. Längst ist klar, dass es sich dabei nicht um eine pervertierte Form von Sexualität handelt, sondern um Vorlieben, die in Randbereiche der Sexualität führen. Dabei geht es um ein Spiel mit Grenzen. Womit wir bei einem zentralen Schlagwort wären: Grenze. Viele BDSM-Praktiken erfordern große Achtsamkeit und Bewusstsein. Haudraufs (wie passend in diesem Kontext), die aus der Hüfte heraus schnell mal ihren Partner in Plastik, Seilen oder Ketten einwickeln und sich nicht über alle Möglichkeiten und Folgen im Klaren sind, gehen ein Risiko ein. Das kann auch böse enden.
Manches passiert dabei auch beim Solo-Sex mit Erotisierendem aus der Werkzeugkiste oder dem Bereich „Haushaltsgegenstände“. Hoppalas aus diesem Genre gibt es unzählige, wie Notfallmediziner wissen. Manche sind lebensbedrohlich, andere – Gott sei Dank – nur komisch. So wurde im Jahr 2006 via Nachrichtenagentur AFP eine Geschichte mit folgendem Titel verschickt: Nach Schäferstündchen in Handschellen zur Kneipe. Folgendes war passiert: Ein Mann betrat in der Stadt Hagen in Handschellen gefesselt ein Wirtshaus und bestellte ein Bier. Auf Nachfrage der Wirtin, warum er gefesselt sei, wollte er nicht antworten, darauf kam die Polizei. Nun gab der Mann zu, dass ihm „nach einem ordentlichen Fick mit seinem Freund“ die Schlüssel für die Handschellen abgebrochen seien. Um zu überlegen, was da jetzt zu tun wäre, sei er entspannt ein Bier trinken gegangen.
Diese Geschichte stammt aus einem Buch über Sexunfälle mit dem Titel „Ich hab’ mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt“. Da erfährt man schon recht Erstaunliches: von eingeführten Rüben, Bierflaschen und Sex mit Staubsaugerdüsen. Wenn die Lust zum medizinischen Notfall wird, ist’s den Betroffenen peinlich. So sehr, dass sie sich die schrägsten Argumente für das Geschehen ausdenken, etwa: „Ich saß vor dem Fernseher und aß einen Teller Spaghetti, ich war dann so vollgefressen, dass ich die Hose aufmachen musste. Fragen Sie nicht wie, aber irgendwie geriet der Löffel, den ich in der Hand hatte, in meinem Penis.“ Autsch. Oder: „Ich wollte mit den Christbaumkugeln nur meine Beckenbodenmuskulatur trainieren. Dabei ist die eine leider kaputt gegangen.“ Nochmals autsch. Wie schrieb Heinrich Mann? „Die Liebe bringt auf Ideen und in Gefahren.“ Kommt noch der Faktor Geilheit dazu, kann’s wirklich brenzlig werden. Daher gilt auch hier: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt und Apotheker.“ Davor.
Kommentare