Was Arten zum Überleben brauchen

Insekten sind Spätzünder.
Ein funktionierendes Ökosystem verlangt nach langlebigen Ausgleichsflächen und naturnahen Lebensräumen.

Artenschutz braucht Zeit und Platz. Das zeigen Wiener Forscher, die untersucht haben, ob und wie schmale Wiesenstreifen in einer Agrarlandschaft binnen weniger Jahre die Biodiversität verbessern können. Kurzfristige Maßnahmen müssten durch langlebige Ausgleichsflächen und vor allem durch den Erhalt dauerhafter naturnaher Lebensräume ergänzt werden, um Arten- und Funktionsvielfalt effektiv zu erhalten, betonen sie in der im "Journal of Applied Ecology" veröffentlichten Arbeit.

Intensive Landwirtschaft reduziert Vielfalt

Die zunehmend intensive Landwirtschaft gilt als eine der wichtigste Ursachen für die Biodiversitäts-Krise. In Agrarlandschaften schwindet die Artenvielfalt und davon sind auch wertvolle Ökosystemleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle betroffen. In dem dreijährigen Pilotprojekt "REGRASS" haben Wissenschaftler der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien untersucht, ob und wie kurzfristige Maßnahmen gegen diese negative Entwicklung helfen können.

Beobachtung an schmalen Grasstreifen

Dazu wurden in einem Untersuchungsgebiet in Niederösterreich schmale Graslandstreifen als Querverbindungen zwischen natürlichen Wiesen und Ackerflächen angelegt. Diese neuen Flächen zeichneten sich durch die Vielfalt verwendeter Pflanzensamen und ihre naturnahe Artenzusammensetzung aus. Dann untersuchten sie, wie stark und schnell unterschiedliche Bestäuber und Fressfeinde von Schädlingen die neuen Lebensräume und Korridore annehmen.

Insekten nehmen Grünstreifen nur langsam an

"Die Ergebnisse zeigen, dass Bestäuber wie Bienen und Schwebfliegen sowie Schädlingsfresser wie Laufkäfer und Spinnen auf die Graslandstreifen reagieren - allerdings eher langsam und abhängig von ihren Eigenschaften", erklärte Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien in einer Aussendung. Dem Projektleiter Thomas Frank vom Institut für Zoologie der Boku zufolge sprechen größere, aktiv jagende und mobilere Arten naturgemäß schneller auf die neuen Lebensräume an.

Dauerhafte Maßnahmen notwendig

Angrenzende landwirtschaftliche Kulturen profitieren wahrscheinlich von solchen Maßnahmen durch erhöhte funktionale Vielfalt und damit verbundene Ökosystemleistungen, betonen die Forscher. Die Ergebnisse würden aber auch darauf hindeuten, dass ein Zeitraum von drei Jahren zu kurz ist, um das Vorkommen von Bestäubern und Räubern in neuem Grünland zu verbessern.

Politik muss Agrarumweltprogramme entwickeln

"Agrarumweltmaßnahmen müssen durch den Erhalt von dauerhaften Lebensräumen ergänzt werden, um die Arten- und Funktionsvielfalt effektiv zu erhalten", so die Wissenschaftler, die hoffen, dass die Ergebnisse von der europäischen Politik und den Entscheidungsträgern in der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen werden. Diese sollten effektivere Agrarumweltprogramme entwerfen, die die eigenschaftsabhängigen Reaktionen der Arten auf Landnutzungsänderungen berücksichtigen.

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