20 Jahre Tageshospiz der Caritas Wien: Der etwas andere Abschied

Hildegard Snehota wird das Tageshospiz heute lebend verlassen, doch sie wird wieder kommen.
Das Tageshospiz der Caritas Wien begeht heuer sein zwanzigjähriges Jubiläum. Viele Menschen sind seither gegangen, manchmal wird gefeiert.
Von Uwe Mauch

Auf Wiedersehen! Hildegard Snehota lächelt. Zufrieden. Sie kennt den Hausgebrauch. Mehr als zwei Jahre lang kam sie zweimal pro Woche ins Haus, fühlte sich in dieser Zeit auch in guten Händen. Doch heute kann sie wieder ganz ohne fremde Hilfe aufstehen und sich nur mit der Hilfe ihres Rollators auf den Weg nach Hause machen: „Zurück in meine Wohnung.“

Das ist schön.

Denn nach Auskunft eines Arztes sollte die 78-jährige Wienerin heute gar nicht mehr am Leben sein. Der Mediziner hat ihr vor fünf Jahren erklärt, dass sie an der ebenso seltenen wie unheilbaren Krankheit AL-Amyloidose leidet. In ihrer Wirbelsäule werde ein aggressives Eiweißmolekül erzeugt, das die Niere angreift, ohne dass sich diese dagegen wehren kann.

„Diese Diagnose war für mich furchtbar“, erinnert sich Hildegard Snehota, die noch kurz zuvor als diplomierte Stadtführerin gearbeitet und Niederländisch sprechenden Touristen ihre geliebte Wienerstadt gezeigt hatte.

Doch sie erklärt auch: „Ich bin eine Kämpferin.“

Regelmäßiger Gast

Das Haus, das die Frau heute langsamen Schrittes verlässt, habe ihr bei ihrem zähen Widerstand gegen die Endlichkeit wertvolle Dienste geleistet. Es steht am Erlaaer Platz in Wien-Liesing, im Süden von Wien. Und genauer gesagt sind es die Mitarbeiter im Tageshospiz, die ihr geholfen haben. All die professionell ausgebildeten Angestellten ebenso wie die motivierenden Freiwilligen.

Zwei Jahre lang war die Stadtführerin hier ein regelmäßiger Gast. Jetzt muss sie nicht mehr kommen. Laut Auskunft der Ärzte ist sie derzeit „einigermaßen stabil“.

Frau Snehota beschreibt das Tageshospiz als ein Glück in ihrem Leben. Sie weiß sehr genau, dass nicht für jeden, der so eine Einrichtung benötigt, ein Platz frei ist.

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