"Gärten des Grauens" und kein Ende

"Gärten des Grauens" und kein Ende
In Deutschland sind Steingärten teilweise schon verboten. So wird die Anlage vor dem Haus naturnah.

Jetzt, da schön langsam wieder der Frühling ins Land zieht, beginnen die Gärten vor den Häusern im ganzen Land ihre Pracht (oder das genaue Gegenteil, das ist Geschmackssache) zu entfalten. Und das gefällt nicht allen. Die rein grünen Rasen, die getrimmte Thujenhecke, wo keine Insekten mehr kriechen. Der Kies, der sich aufheizt und wo keine Blumen mehr wachsen. Sie sollen aufgeräumt aussehen, wenig Arbeit machen. Dass sich zwischen den Steinen Unkraut wohlfühlt, sei hier nicht unerwähnt (außer man sprüht kräftig Pestizide). Und dass sie nicht wirklich ökologisch sind, auch nicht.

"Gärten des Grauens" nennt sie der Biologe Ulf Soltau, der die gleichnamige Facebook-Seite höchst erfolgreich ins Leben gerufen hat. Er möchte "naturfeindliche Psychopathengärten aller Art" verhindern und hat zwei Bücher, zuletzt "Noch mehr Gärten des Grauens", herausgebracht. Dabei zeigt er Anlagen wie diese:

 

In Deutschland haben einige Kommunen neuen Steingärten, die die Bodenversiegelung fördern, einen Riegel vorgeschoben, wie etwa der Bayerische Rundfunk berichtet. Im großen Bundesland Nordrhein-Westfalen haben Dortmund und Paderborn schon 2019 ein Verbot von Schottergärten in ihren Bebauungsplänen festgelegt; das Bundesland Bremen ebenfalls. Im Vorjahr hat Baden-Württemberg nachgezogen. Es hat mit einer Änderung des Landesnaturschutzgesetzes Schottergärten auf Privatgrundstücken verboten.

Mit 1. Februar 2021 ist auch in Bayern eine Reform der Bauordnung in Kraft getreten. Die Gemeinden können jetzt laut BR aus Gründen der Ortsgestaltung die Anlage von Steingärten, Schottergärten und Kunstrasen verhindern. Aber bestehende Gärten dürfen bleiben. Was zum Zeitpunkt der Baugenehmigung rechtmäßig war, bleibt auch danach rechtmäßig.

In Österreich hat man sich da noch nicht drübergetraut.

Aus Sicht von Biologen ist mehr grün als grau im Garten wichtig.  Denn es geht um den Erhalt der Artenvielfalt. Auf Kiesbetten und in Thujenhecken finden Tiere keinen Unterschlupf und keine Nahrung. Und wenn Räume landwirtschaftlich stark genützt werden, sind die Balkone und Gärten der Städte und stadtnahen Siedlungen wichtige Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen. Auch ein englischer Rasen bietet keine Möglichkeit für Fauna und Flora. Er ist wie eine grüne Wüste.

Die kleine oberbayerische Marktgemeinde Preißenberg hat zuletzt, wie der BR berichtet, Schöttegärten wegen des Schutzes der Bienen verboten. Wenn auch ganz knapp. Die  neue Satzung wurde mit 13:12 Stimmen im Gemeinderat verabschiedet. Die Grünen hatten den Antrag eingebracht und wurden von der SPD und den Freien Wählern unterstützt. Sie argumentierten mit  Peißenbergs Naturschutzzielen mit dem Etikett "bienenfreundliche Gemeinde". Die CSU war dagegen - der Bürgermeister sagte, er vertraue der Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.

Warum es für die Natur gut ist, nicht nur Steine in den Garten zu legen, haben wir hier zusammengefasst. Und Tipps zur naturnahen Gartengestaltung gibt es dazu:

Natur im Garten
Was macht einen Naturgarten oder eine Naturterrasse aus? Antworten darauf gibt die nö.  Initiative „Natur im Garten“. 1999 wurde sie ins Leben gerufen (www.naturimgarten.at).  Naturgärten  bieten Tieren Unterschlupf und Nahrung. Sie haben eine vielfältige Pflanzenwelt. Die Kernkriterien: Gärtnern ohne Kunstdünger, Pestizide und Torf.    Was Sie umsetzen und einsetzen  können – Beispiele:   

Wildstrauchhecke
Als  wichtiger Lebensraum für Insekten, Vögel und Säugetiere sind heimische Gehölze besonders wertvoll: je vielfältiger die Artenzusammensetzung, desto besser. Auch weil sie bunter ist

Blumenwiese
Blumenwiesen  eignen sich auch  für „schlechte“ magere Böden. Sie müssen nur zwei- bis dreimal jährlich gemäht werden, englische Rasen hingegen in Spitzenzeiten einmal wöchentlich.  Rasenroboter stellen eine Gefahr für Tiere dar. Insbesondere Igel werden wegen des fehlenden Fluchtreflexes zum Opfer

Zulassen von Wildwuchs
 So manches „Unkraut“ entpuppt sich als attraktive Wild-  oder Heilpflanze. Diese Pflanzen bedecken und schützen den Boden. Sie locken Nützlinge an. Kräuterrasen bestehen aus einer Mischung aus Gräsern und Kräutern. Auch im Blumenbeet oder in den Fugen von Plattenbelägen ist Platz für schwachwüchsige Bodendecker

Wildes Eck
Hier wird nicht gepflegt. Das „wilde Eck“ bildet Nischen für Gartenlebewesen. Diese ziehen sich in Stein-, Altholz-, Strauchschnitt- und Laubhaufen zurück, die maximal im Frühjahr abgeräumt werden. Es bleibt auch Platz für  „Wucherer“ wie Brennnesseln

Stauden oder Blumenschätze Je mehr Arten im Garten vorhanden sind, umso mehr Tiere werden angesprochen. Ungefüllte Blüten geben Nektar, Samen als Nahrung im Winter. Verdorrte Pflanzenstängel sind wichtige Überwinterungshotels für wichtige Nützlinge wie Wildbienen. Große Blätter sorgen für bessere Verdunstungsraten, was an heißen Tagen wichtig ist

Nützlingsunterkünfte
Insekten, Vögel, Kröten, Spitzmäuse oder Maulwürfe übernehmen den biologischen Pflanzenschutz. Manche fühlen sich in natürlichen Strukturen und Materialien wie länger bestehenden Benjes-Hecken, in Strauchschnitt-, Laub-, oder Steinhaufen wohl. Unterkünfte können auch angefertigt werden. Es sind Hartholzklötze mit Bohrlöchern, Bündel hohler Pflanzenstängel für Insekten oder Nistkästen für Vögel

Naschgärten
Damit es auch eine eigene Ernte gibt,  bieten sich  Gemüse(hoch)beete und Kräutertöpfe an.  Paradeiser können auch auf  dem  Balkon gezogen werden.  Säulen- und Kletterobst  oder Beerensträucher sind selbst bei wenig Platz sinnvoll

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