Warum gehen wir ständig später schlafen als wir vorhatten?

Warum gehen wir ständig später schlafen als wir vorhatten?
Das Phänomen Revenge Bedtime Procrastination - und was wir dagegen tun können.

Gähn! Hundemüde schleppt sich so mancher durchs Büro. Spät geworden gestern, wieder mal. Dabei, Weltbewegendes ist nix passiert, erfährt man. Stattdessen habe man Netflix geschaut, eine Serienfolge nach der anderen. Und plötzlich sei es ein Uhr nachts gewesen, wodurch man heute aussehe wie der Uhu nach dem Waldbrand. Obwohl erschöpft von einem harten Tag. Obwohl auch die vorige Nacht kurz war. Und obwohl man fix vorhatte, diesmal früh zu Bett zu gehen …

Das Phänomen ist weiter verbreitet, als man denkt: Revenge Bedtime Procrastination. Dabei gehen Menschen viel später schlafen, als sie sich vorgenommen haben. Statt sich sinnvoll zu erholen, scrollen sie bis tief in die Nacht durch soziale Medien, shoppen online – oder schauen endlos Serien. Geplättet fragen sie sich anderntags, warum sie sich das angetan haben – und machen es trotzdem gleich wieder. Was sind die Gründe dafür?

Die Gründe für Revenge Bedtime Procrastination

Verursacht wird dieses Verhalten oft bei Menschen mit einem „durch Beruf und Familie stressigen, eng getakteten Alltag“, so Psychologin Romi Sedlacek (www.lebensthemen.at). „Als Antwort darauf gönnt man sich eine lange Nacht mit Social Media oder als Serienkonsument.“ Ob Manager oder junge Eltern: Nach Feierabend wird versucht, sich zurückzuholen, woran es ständig mangelt: Zeit für sich selbst.

Und warum „Revenge“, also „Rache“? Weil Betroffene durch das Aufschieben des Schlafes jene Selbstbestimmung für sich reklamieren, die im Alltag oft zu kurz kommt. Sie funktionieren nur noch – und werden so wieder Herr über ihre Zeit und Aktivitäten. Zumindest nachts. Dass dies meist vor einem Display passiert: gar nicht gut.

Das rät die Psychologin 

Was hilft: „Die Bewusstmachung, was man eigentlich kompensieren will“, so Sedlacek. Und überlegen, wie man sich belohnen kann, ohne sich ein Eigentor zu schießen. „Sich auch tagsüber Freiraum zu sichern, lässt sich nahezu immer bewerkstelligen.“ Dazu strikte Vereinbarungen, wie etwa um 22 Uhr das Handy abzuschalten (am besten verschriftlicht als Vertrag mit sich selbst). Und, auch gut: entspannende Rituale vor dem Schlafengehen – wie ein Bad oder ein Nachtspaziergang.

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