Auf den ersten Blick sind sie ein ungleiches Paar: Da der für seine provokanten Aussagen bekannte Haubenkoch Max Stiegl, dort die stilbewusste und elegante Helena Ramsbacher. Doch Gegensätze ziehen sich an. Gemeinsam sorgen sie nun für die Hoteleröffnung des Jahres. Dem traditionsreichen Haus „Knappenhof“ in der Nähe von Reichenau wollen Hotelierin Ramsbacher und Stiegl gemeinsam mit Financier Hans-Peter Haselsteiner wieder zu früherem Glamour verhelfen.
KURIER: Frau Ramsbacher, die besten Tage des Knappenhof sind lange vorbei. Warum glauben Sie an das Projekt?
Helena Ramsbacher: Ich habe mich schon vor vielen Jahren in die Gegend verliebt und war Stammgast bei den Reichenauer Festspielen. Die Haselsteiner-Privatstiftung hat das Haus vor mehr als 10 Jahren gekauft. Im Vorjahr ging die Betreiberin in Konkurs. Da standen wir vor der Entscheidung: Entweder wird die Immobilie verkauft oder wir wollen sie wieder wachküssen. Diese Idee des Wachküssens und der Charme des Hauses hat auch Max Stiegl gefallen. Aber wir wissen, dass es ein schwieriger Standort ist.
Max Stiegl: Helena Ramsbacher hat das Herz am rechten Fleck. Ich habe ohne Bedenken bei dem Projekt zugesagt, weil dieses Projekt auch nachhaltig ist und ein echtes Juwel bewahrt wird. Mir war vor dem Projekt gar nicht bewusst, wie vielen Menschen der Knappenhof ein Begriff ist.
Durch die Pandemie gibt es einen Wander- und Österreich-Urlaub-Boom. Hoffen Sie, davon an diesem Standort profitieren zu können?
Ramsbacher: Es gibt wieder ein Lebensgefühl wie in den 60er-Jahren, wo Menschen ins Auto steigen und Ausflüge machen. Der Knappenhof ist nur eine Stunde von Wien entfernt und man befindet sich in einem wunderschönen Wandergebiet. Auf unserer Terrasse gibt es auch keine Musik im Hintergrund. Wir wollen, dass die Menschen das Vogelgezwitscher genießen können. Ein Kontrastprogramm zur Stadt.
Helena Ramsbacher
Die erfahrene Hotelierin Helena Ramsbacher (sie betreibt vier High-Class-Hotels in Brač, am Wörthersee, in Wien und an der Rax) hat mit Investor Hans Peter Haselsteiner den geschichtsträchtigen Knappenhof wieder zum Leben erweckt. Er soll zum Leuchtturmprojekt der Region werden, wo auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden und der Tourismus belebt werden soll
Max Stiegl
Den ersten Coup, den Helena Ramsbacher landete, war Max Stiegl an Bord zu holen (Inhaber des Gut Purbach im Burgenland, 4 Hauben). Er möchte einen Schwerpunkt auf Geflügel: von Rebhuhn, Schnepfe, Fasan bis hin zu
Stubenküken
Die Geschichte
Einst war der Knappenhof eine beliebte Sommerresidenz namhafter Künstler und Dichter wie Arthur Schnitzler oder Gustav Mahler. Der in der Region Semmering-Rax gelegene Knappenhof wurde so zu einem ganz besonderen, kunsthistorischen Haus
Pop-up
Im ersten Jahr wird der Knappenhof als Pop-up geführt und hat von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Es gibt 24 Zimmer
Kann man so ein riskantes Projekt nur durchziehen, wenn man Hans Peter Haselsteiner im Hintergrund hat? Wie viel redete der Financier bei diesem Projekt mit?
Ramsbacher: Hans Peter Haselsteiner lässt mir freie Hand. Er hat die Umgestaltung des Knappenhofs am Donnerstag beim Soft-Opening zum ersten Mal gesehen. Und wer bei Hans Peter Haselsteiner sagt, dass Geld keine Rolle spielt, hat schnell keinen Job mehr. Wir passen auf wie die Haftelmacher.
Stiegl: Ich bin der Letzte, der ein Projekt macht, weil jemand mit Geld dahinter steht. Für mich muss sich das Projekt trotzdem rechnen. Jetzt ist die Kooperation auf vier Monate ausgelegt.
Stiegl: Es soll ein Wildgeflügelparadies werden, wo man vom Fasan, über Stubenküken bis zum Rebhuhn oder Schnepfe alles auf hohem Niveau genießen kann. Bis die Karte aber so ist, wie ich sie mir vorstelle, wird es aufgrund der Jagdsaison noch etwas dauern. Wir sind ein Lokal für Fleischesser und nicht für Veganer. Wenn Veganer nicht kommen, ist es uns willkommen.
In der Gourmet-Szene herrscht viel Missgunst. Was antworten Sie jenen, die sagen: „Max Stiegl hat sich von Haselsteiner kaufen lassen“?
Stiegl: Freunde haben zu mir gesagt, wenn dieses Gerücht aufkommt, soll ich scherzhaft antworten: „Hans Peter Haselsteiner hat sich verspekuliert und ich helfe ihm jetzt aus.“ (lacht) Aber im Ernst: Es ist ein Projekt, das auf Augenhöhe zwischen uns abläuft. Und ich bin nicht käuflich.
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