Nun ist zwar vermutlich der Wein-Sommelier für die meisten ein Begriff. Auch von Käse-, Bier- oder Schnaps-Sommeliers (bzw. -Sommelière), die in Restaurants Empfehlungen zum Genuss der jeweiligen Getränke oder Speisen geben, hat man möglicherweise schon gehört. Dass sich aber jemand ausschließlich mit Mineralwasser befasst, erscheint auf den ersten Blick durchaus überraschend. Und es stellt sich die Frage: Warum tut man das?
Individueller Geschmack
„Kein Mineralwasser ist wie das andere, jedes hat einen individuellen Charakter und Geschmack.“ Der Unterschied liege vor allem in der Mineralisierung. Natürliche Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium oder Natrium, die das Wasser auf seinem Weg durch verschiedene Gesteinsschichten aufnimmt, spielen eine Rolle.
Wahrnehmbar sind sie am Gaumen von süßlich bis leicht salzig oder von zart säuerlich bis dezent bitter. „Ein Mineralwasser-Sommelier kann dabei helfen, diese Vorzüge zu erkennen und bewusster zu genießen“, definiert Gugg seine Aufgabe. Und: „Eine Begeisterung für Kulinarik und Getränke ist hilfreich.“
Ausbildung
Seit zwei Jahren ist diese Spezialisierung in Österreich möglich, berichtet man bei der Interessenvertretung „forum mineralwasser“. International gibt es 340 dieser Experten, vor allem Kurse in Englisch und Mandarin werden verstärkt nachgefragt, heißt es beim deutschen Anbieter Doemers Academy. Neben Theorie kommt es vor allem aufs Verkosten und Unterscheiden der Nuancen an. Was nun das perfekte Wasser zum jeweiligen Gericht betrifft: Hier lasse sich viel probieren, um Wasser als Gegenspieler oder Ergänzung einzusetzen, sagt Gugg.
In der Praxis heißt das dann, dass zum Schnitzel ein sulfatreiches, hydrogenkarbonathaltiges Mineralwasser harmoniert, zum Tiramisu ein magnesiumhaltiges und ein mineralstoffarmes Wasser lässt den Geschmack eines Espresso am besten zur Geltung kommen.
Was die Getränkebegleitung betrifft, empfiehlt er etwa zu einem gerbstoffreichen Rotwein ein stilles, wenig mineralisiertes Mineralwasser. Der Grund: „Gerbstoffe und Kohlensäure vertragen sich nicht, es wird sauer.“
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