Warum die Corona-Krise die Funktion der Küche verändert hat

Warum die Corona-Krise die Funktion der Küche verändert hat
Die Küche hat im Lauf ihrer langen Geschichte schon viele Image-Wechsel hinter sich - jetzt folgt offenbar eine neue Rolle.

Offene Feuerstelle in der mittelalterlichen Rauchkuchl. Oder höchst durchdachte Funktionalität auf nur 6,5 Quadratmetern, wie sie die Wiener Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky in ihrer legendären „Frankfurter Küche“ der 1930er-Jahre konzipierte. Und dann großzügige, offene Wohn- sowie passgenaue Einbauküchen: Die Kulturgeschichte der Küche sagt viel über die jeweilige Zeit aus. Der Lockdown scheint die Bedeutung dieses zentralen Raums jeder Wohnung wieder zu verändern.

Eine repräsentative Umfrage des Linzer Marktforschungsinstituts „Market“ zeigt: Die Renaissance des Kochens, das viele während der erzwungenen Zeit zu Hause neu entdeckten, bringt auch ein Revival der Küche mit sich. „Sie verändert ihre Funktion“, umreißt Meinungsforscher Werner Beutelmeyer. „Die Küche dient nicht mehr dem Versorgungskochen, sondern man experimentiert hier und entspannt sich. Die Küche wird zur Dockingstation für die eigenen Batterien.“

Mehr Wertschätzung

Die veränderten Bedürfnisse offenbaren die Bedeutung: Knapp die Hälfte (47 %) der 1.000 Befragten bezeichnet die Küche als den wichtigsten Raum, noch weit vor dem Badezimmer und Kinderzimmer. Die Studie zeigt auch die Wertschätzung: 43 Prozent planen, in den nächsten Jahren die Küche zu erneuern oder Teile davon zu ersetzen. 15 Prozent der Umbauwilligen wollen dies sogar noch heuer oder im nächsten Jahr angehen.

 Wunschküche soll jedenfalls groß und hell sein und viel Stauraum bieten. Vor allem aber: „Die Tendenz zur Individualisierung zeigt sich auch in der Küche“, betont Beutelmeyer. Sie sei so etwas wie die Visitenkarte des Bewohners, ein Gemeinschaftsraum, den man gerne herzeigt. Die Küche wird noch sichtbarer.

Unverwechselbare Unikate

Den Wunsch nach Unverwechselbarkeit bemerkt man auch beim oberösterreichischen Arbeitsplatten-Hersteller Strasser Steine: Unikate, etwa Arbeitsplatten aus einem bestimmten Steinbruch, liegen im Trend. „Die Arbeitsplatte ist das neue Gesicht der Küche“, bemerkt Johannes Artmayr.

Wie passt das mit den finanziellen Unberechenbarkeiten der Zukunft zusammen? Für Artmayr ist das kein Widerspruch. Mit gestiegenem Qualitätsanspruch würden angedachte Investitionen nicht „irgendwann“, sondern wesentlich früher umgesetzt.

Was bei vielen Umbauwilligen ebenso für eine neue Küche spricht: Die Zeit zu Hause schärfte den Blick nicht nur für die Optik, sondern auch für Funktionalität und Küchenwerkzeuge. Beutelmeyer: „Viele unserer Befragten haben ihre Küche schon viele Jahre lang nicht verändert.“

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