Sturm spaltet die Geister. Ein Für & Wider zum Rebensaft

Sturm spaltet die Geister. Ein Für & Wider zum Rebensaft
Wenn die trüben Perlen wieder im Henkelglas prickeln, neigt sich der Sommer dem Ende zu.

Stürmische Zeiten

Pro

Sturm spaltet die Geister. Ein Für & Wider zum Rebensaft

florentina.welley@kurier.at

Kaum zurück aus Bella Italia, noch berauscht von Urlaubseindrücken und Erinnerungen an Abende mit Bollicine und Prosecco, fiel mein Blick im Supermarkt  ganz zufällig auf große Plastikflaschen, gefüllt mit dem ersten frischen Sturm, die getränketechnisch  den Herbst  ankündigen. Sofort verflogen  die etwas wehmütigen Gedanken, dass der Sommer vorbei ist.  Sturm ist  Symbol für neue Abenteuer mit Freunden, fürs Trinken  und Reden, draußen in der Natur, wenn die Luft schon feucht wird und die Tage kürzer. Ein gemütliches Getränk, das vor lauter  Understatement prickelt. Und  dazu, praktischerweise, nur etwa 4 % Alkohol enthält. Genau richtig, um mehr davon trinken zu können – ohne Kater und Kopfweh. Der „Neue Wein“ überrascht auch  mit einem immer anderen Geschmack bei  Weiß, Rot oder Rosé: von mild und süß bis saurer und stürmischer. Nur den Schilcher-Sturm lasse ich   aus. Und den Uhudler auch. Sie würden mich zwar mit ihren trüben Pink- bis Rottönen in Versuchung bringen, weil sie Erinnerungen an  sommerliche, herrliche Bellinis wecken.  Aber wer diese beiden einmal verkostet hat, weiß warum. Und schließlich macht Sturm schön: Er ist reich an den Vitaminen B1 und B2 und  gut  für  Haut und Haare. Mahlzeit! 

Contra

Sturm spaltet die Geister. Ein Für & Wider zum Rebensaft

andreas.bovelino@kurier.at

Man kann viel an ihm aussetzen: Dass er der unliebsame Bote ist, der den Herbst ankündigt, und es war ja schon bei den alten Römern so, dass man dem Boten seine Message übel nahm und oft durchaus büßen ließ. Dass er in wirklich unhübschen Gebinden daherkommt. Dass er selbst ästhetisch auch nicht viel hermacht, zumindest nicht so, dass man sich auf Anhieb denkt: „Yippie, das trink ich jetzt dann gleich!“
Aber ganz ehrlich, so schaut’s aus:  Das Zeug ist einfach noch nicht fertig, und das schmeckt man – vor allem jedoch riecht man es! Und genau das Olfaktorische stellt für mich eine beinahe unüberwindbare Hürde dar, ein Glas Sturm überhaupt bis zum Mund zu bringen, ohne dass es mich beutelt. Dieser angegoren-säuerliche Geruch, wie etwas, das schon mal getrunken worden ist! Dass er dann überraschend NICHT nach Magensäure, sondern eh irgendwie süß schmeckt, hilft auch nicht, weil wer süß will, soll halt Saft trinken, da gibt’s auch Vitamine, für die man außerdem keine Synchronschwimmerinnennasenklammer braucht.
Deshalb mein Appell: Lasst den Sturm doch einfach in Frieden! Wenigstens, bis er zum Staubigen gereift ist.  

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