Ägyptische Frühkartoffeln entpuppen sich als Spätkartoffeln

Ägyptische Frühkartoffeln entpuppen sich als Spätkartoffeln
Die Landwirtschaftskammer hat Erdäpfel getestet und beklagt die schlechte Qualität der Importware.

In Supermärkten werden derzeit Frühkartoffeln angepriesen. Für die Landwirtschaftskammer ein Ärgernis, wie deren Direktor Werner Brugner sagt: „Bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese teils als Schnäppchen angebotenen Frühkartoffeln als gängige Herbstkartoffeln höchstwahrscheinlich aus Ägyptens Wüstenboden."  Dem widerspricht Christian Burger vom niederösterreichischen Abpacker Lapro Stockerei: "Ditta wurde von der NÖS (Niederösterr. Saatbaugenossenschaft) gezüchtet und ist eindeutig als „mittelfrüh“ eingestuft, das ist die offizielle Einstufung und das ist amtlich.

Brugner kritisiert ebenso: "Die Kartoffel haben bereits eine Wegstrecke von mehr als 4.100 Kilometer zurückgelegt, wenn sie bei uns in die Regale geschlichtet werden.“ Und er macht sogleich Werbung für heimische Produkte: "Es sind ja heimische Erdäpfel derselben Sorte Ditta, die übrigens in Österreich gezüchtet wurde, vorhanden.“ Er verweist darauf, dass in Ägypten deutlich niedrigere Umwelt- und Sozialstandards als in der österreichischen Landwirtschaft gelten, da die Kartoffeln unnatürlich in Wüstensand mit aufwendiger künstlicher Bewässerung kultiviert werden.

 

Schlechte Qualität

Laut Landwirtschaftskammer hätten Prüfer bei  Frühkartoffeln aus Ägypten teils erhebliche Qualitätsmängel entdeckt.  Brugner: „Zwei der 15 Proben wiesen eklatante Qualitätsmängel auf. Während die Kartoffeln einer Probe mehr verwelkt als frisch waren, war die Schalenfarbe einer weiteren Probe durchgängig eher grün als braun. Kartoffeln mit grüner Schale sollten nicht mehr verzehrt werden.“ Der Grund: Sie enthalten vermehrt Solanin, ein natürliches Gift, das durch falsche Lagerung unter Lichteinfluss entsteht.

Erkennungsmerkmal Schale

Echte Frühkartoffeln sind übrigens sehr dünnschalig und haben ab Mitte Mai Saison. An der Schale ist der Unterschied zwischen Früh- und Späterdäpfel erkennbar. „Früherdäpfel oder Heurige sind sehr dünnschalig. Der Vorteil ist, dass man sie nicht schälen muss, weil die teils lose Schale beim Waschen ganz einfach weggeschrubbt werden kann“, erklärt Erdäpfelbauer Markus Hillebrand aus Premstätten/Graz. Und weiter: „Wir haben unsere Heurigen Ende Februar gelegt. Sie sind jetzt mit wärmendem Vlies geschützt und wir hoffen, dass wir Mitte Mai mit der Ernte beginnen können.“ Lagererdäpfel oder Späterdäpfel haben eine feste Schale, die Saison beginnt Mitte/Ende August und sie werden bis zur nächsten Früherdäpfel-Ernte fachmännisch gelagert.

Eigene Sorten

 „Wir lassen sie vorkeimen und setzen sie dann mit einem alten Handlegegerät ein, damit die zarten Keime nicht verletzt werden.“ Die angehäufelten Erddämme werden zum Schutz vor kalten Temperaturen mit Vlies abgedeckt. Je nach Witterungslage rechnet der Bauer für Ende Mai mit der Ernte der ersten Knollen. 


Ditta hat er übrigens noch gar keine gelegt. Für die Heurigen greift er zu Sorten wie Erika, Colomba, Carrera oder Frieslander. Sie verfügen über die typischen Eigenschaften, für die die Heurigen so beliebt sind.

 

In der Steiermark werden auf 678 Hektar und in ganz Österreich auf 13.746 Hektar Früh- und Lagererdäpfel für den Verzehr angebaut. Die steirische Ernte bei Speisekartoffeln lag 2020 bei 20.365 Tonnen, in Österreich bei 438.864 Tonnen. Damit kann die österreichische Bevölkerung ganzjährig versorgt werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 45 Kilo.

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