Entfesselt: Das Lasso, der Lügendetektor und "Wonder Woman"
Frauen. Frauen? Her damit! Der Schöpfer von Wonder Woman konnte offenbar nicht genug davon bekommen. Nicht nur, dass der US-Psychologe William Moulton Marston (1893-1947) über Jahre hinweg mit zwei Frauen in einer, wie er es verheißungsvoll nannte, „polyamoren“ Beziehung lebte, erkannte der Harvard-Absolvent früh die Kraft der Liebe.
Als psychologischer Berater des DC Comics-Imperiums war Marston von Anfang an dabei, als es darum ging, zu Superman und Batman ein weibliches Pendant zu finden. Die männlichen Superhelden bewiesen durch Scanblick, Röntgenblick oderübermenschliche Kräfte ihre Stärke.
Die Macht der Liebe
Die 1941 debütierende Wonder Woman sollte Gegner „weder durch Fäuste noch Feuerkraft bezwingen, sondern durch Liebe“, so Marston.
Ein Samariter war der mit nur 54 Jahren früh verstorbene Psychologe, der auch als Erfinder des Lügendetektors gilt, trotzdem nicht. Eher noch hatte er es faustdick hinter den Ohren. Zum einen lebte er mit Ehefrau Elisabeth, ebenfalls eine Psychologin, und der gemeinsamen Liebhaberin Olive Byrne in einer Dreierbeziehung. Zum anderen stattete er die Comic-Amazone im rot-blauen Dress mit einem Accessoire aus, das, so munkelte man, damals schon bei pikanten privaten Begegnungen fernab von Pferdeställen herumgereicht wurde – ein Lasso.
Ein Hinweis auf Fesselspiele bei Bondage-Partys? Möglich. Aber auch egal. Immerhin war dieses Trio ein Pionier darin, eine Frau in der populären Kultur nicht als bloß schmückende Nebenfigur, sondern als tonangebende und souveräne Heldin zu zeichnen.
„Wir können alles“
Um diese Powerfrau auch im Film glaubhaft darzustellen, bedarf es natürlich einer besonderen Schauspielerin. Ein Uptown Girl mit Abonnement im Beautysalon wäre da völlig deplatziert. Eine Frau mit Fertigkeiten wie eine olympische Siebenkämpferin hingegen ein totaler Gewinn.Voilà, Auftritt Gal Gadot. Aufgewachsen in einem Vorort von Tel Aviv wurde das frühere Model mit 18 zur „Miss Israel“ gekrönt, bevor sie in Kampfuniform dem israelischen Militär diente. Als „die beste Vorbereitung auf Hollywood“ bezeichnete sie diese zwei Jahre einmal. Ob sie damit meinte, derart vor etwaigen Zickenkriegen in Castingagenturen besser gewappnet zu sein?
Hollywood muss jedenfalls ähnlich gedacht haben. Denn überall, wo eine Schauspielerin gefragt war, die Action mit einem gewissen Appeal darzustellen in der Lage ist, wurde die athletische Brünette mit der auffälligen Mähne gebucht: von dem Testosteron-haltigen „Fast & Furious“-Franchise über „Knight and Day“ mit Tom Cruise und Cameron Diaz bis eben „Wonder Woman“.
Als Mutter einer neunjährigen und einer dreijährigen Tochter ist Gal Gadot bemüht, ihre Rolle nicht allzu martialisch aussehen zu lassen. Wichtig ist ihr die Botschaft hinter den Bildern.
„Wir kämpfen nicht auf dieselbe aggressive Art wie Männer“, sagte die Schauspielerin in einem Interview. Dennoch könne Wonder Woman alles erreichen, was sie will. Und die Mädchen in aller Welt können das auch.“
Dass Gal Gadot Familienleben und Filmkarriere so tadellos nebeneinander hinkriegt, klappt, weil es im Hintergrund jemanden gibt, der im Hintergrund bleiben will: ihr Ehemann, Immobilienentwickler Yaron Versano. Er verkaufte schon ein Boutique-Hotel in Tel Aviv an Roman Abramowitsch, ist also den Umgang mit VIPs gewohnt. Und alleine dieser Deal könnte schon genug Stoff für eine Netflix-Doku abgeben. Aber der Mann, der sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen William Moulton Marston, dem Wonder Woman-Schöpfer, zu haben scheint, begnügt sich damit, ab und zu neben seiner Filmstar-Frau auf dem Roten Teppich aufzulaufen.
Rollenspiele
Die Rollen zwischen dem australischen Filmstar Margot Robbie und ihrem Ehemann Tom Ackerley sind ähnlich verteilt. Mit dem Unterschied, dass Ackerley als Produzent ebenso in der Filmindustrie tätig ist. Und sie immer öfter an der Seite von Brad Pitt gesichtet wird. Kein Wunder, denn nach ihrem Auftritt als Sharon Tate in dem Tarantino-Film „Once Upon a Time in Hollywood“ ist sie wie Pitt bereits für die nächste Nabelschau der Filmstadt gebucht. Für Damien Chazelles „Babylon“ schlüpfen beide in die Rollen von Stars der Roaring Twenties: Margot Robbie als Clara Bow, das allererste It-Girl, und Brad Pitt als fiktiver Stummfilmstar, der über die Umstellung zum Tonfilm stolpert.
Besonders bemerkenswert: Brad Pitt holte seine Kollegin mit an Bord, nachdem die Erstbesetzung Emma Watson wegen Terminkollisionen absagen musste. Und das, ohne Gerüchte über ein mögliches Geplänkel zu provozieren.
Gerüchte sind fixe Begleiter von Popstar Rita Ora, seit Rapper Jay-Z sie vor zehn Jahren unter Vertrag genommen hat. Ist sie die „Becky“ von Beyoncés Album „Lemonade“? Darüber rätselten Fans jahrelang. Alles falscher Alarm, hieß es dann. Geholfen hätte ein Lügendetektor. Den hat immerhin William Moulton Marston erfunden, der Mann hinter Wonder Woman.
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