DJ Ötzi wird 50: „Sei bereit zu verzeihen“

Gerry Friedle alias DJ Ötzi
Hinfallen und wieder aufstehen. Trotz aller Rückschläge hat Gerry Friedle alias DJ Ötzi nie aufgegeben. Im Jänner feiert er 50. Geburtstag und sagt: „Ich habe mich gefunden.“ Was können wir von ihm lernen?

Meine gigastarken Wadln. Alle Zeiten überlebt. Uh-ah! Textbrocken, die man nicht nur bloß liest: Man singt sie mit, unweigerlich, kennt die Lieder, die daran hängen. Aus dem Radio, einer Party, vom Après-Ski, wenn der Berg bebt und alle feiern, wie der Mann mit der weißen Haube und dem weißblonden Bart es vormacht: DJ Ötzi, der bärige Tiroler, ist unverkennbar – wie seine Musik. Bis heute ist „Anton aus Tirol“ die meistverkaufte österreichische Single aller Zeiten. 16 Millionen seiner Werke setzt er insgesamt ab.

Das Leben von Gerry Friedle hingegen ist geprägt von harten Zeiten: Als er auf die Welt kommt, ist seine Mutter 17 Jahre alt; kurz danach gibt sie ihn weg, er wächst bei Pflegeeltern und seiner Oma auf. Mit 18 ist er obdachlos, schläft unter der Brücke. Er kämpft mit Epilepsie, später mit Krebs, Depressionen. Unterkriegen ließ er sich nie. Rückschläge hat er weggesteckt. Nach dem leidigen Jahr 2020 wollen wir deshalb eines wissen: Wie geht das? Woran können wir uns, konfrontiert mit aktuellen Sorgen, ein Beispiel nehmen? Kurz vor Friedles 50er erreichen wir ihn per Videokonferenz. Neben ihm: seine Frau Sonja. Es ist Abend, er nimmt die Haube ab, steckt sich eine Zigarette an.

freizeit: Gerry, vergangenes Jahr war für uns alle alles andere als leicht. Wir erlauben uns zu träumen: Was macht Sie zuversichtlich, dass 2021 alles besser wird?

Gerry Friedle: Sehr viel schlimmer kann es meines Erachtens nicht mehr kommen. Es ist schlimm, dass wir unsere Freunde derzeit nicht treffen können. Es ist schlimm, dass viele ihr Geschäft zusperren müssen. Ich bin deshalb der Meinung, wenn, dann kann 2021 nur besser werden. Ich will mich mit negativen Gedanken nicht lange aufhalten.

Sie weigern sich schlicht, pessimistisch zu sein – sagen: danke, aber nein danke?

Jeder, der wegen des verdammten Virus von uns gehen muss, ist einer zu viel. Ich hoffe, dass bald die Impfung kommt. Für mich ist immer eines wichtig: Wenn ich mit einem Problem kämpfe oder sich mir ein Hindernis in den Weg stellt, möchte ich so schnell es geht, eine möglichst detaillierte Diagnose der Situation. Damit ich in der Sekunde weiß, welche Therapie ich beginnen muss, damit es besser wird. Ich bin ein lösungsorientierter Mensch.

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