Die schönsten künstlerischen Blumengrüße zwischen Papier und Eis
Blumen sind Symbole der Hoffnung und der Liebe. Schon deshalb ist ihre vergängliche Schönheit ein Lieblingsmotiv von Künstlern und Designern. "Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir“, würde Udo Jürgens vielleicht sogar heute wieder singen, sähe er diese fantastische rote Riesenblüte aus Papier von Künstlerin Zoe Bradley. „Die größte Herausforderung für mich ist, aus einem 2D-Papierbogen eine spektakuläre 3D-Skulptur zu schaffen“, sagt die Designerin. Die Papierkünstlerin verarbeitet Papier so, wie Modedesigner ihre Stoffe: falten, kräuseln, ritzen, nähen.
Bradleys Papierblumen schmückten das Schuhgeschöft Melissa London, https://www.zoebradley.com
Bevor sie sich als Papierkünstlerin selbstständig machte, studierte sie Mode und entwarf etliche Show-Teile für Modeschöpfer und Labels wie Alexander McQueen, Michiko Koshino oder Liberty London. Danach schneiderte sie für Louis Vuitton, Dior, Tiffany & Co., Christian Louboutin, Sotheby‘s und die größten Kaufhäuser der Welt Papierskulpturen. „Ich will aus dem Gewöhnlichen etwas Außergewöhnliches schaffen“, so die Britin. Aber nicht nur Bradley lässt sich von der Kraft der Blumen inspirieren.
Sprache der Liebe
Besonders zum Valentinstag zeigt sich, dass Blumen als Sprache der Liebe ein uraltes Hilfsmittel sind, um zu sagen, was man mit Worten oft nicht so treffend ausdrücken kann. Sie sind Träger der Hoffnung und der Zukunft. Sie sind aber auch Symbole für die Vergänglichkeit und das Paradies. Am beliebtesten ist die Rose, die, wie die Tulpe, für Liebe und Zuneigung steht. Kein Wunder also, dass auch immer mehr Künstler echte Blumen sprechen lassen, ihre Schönheit in prachtvolle florale Installationen verpacken und uns alle zum Staunen bringen.
Die Blaue Blume war das zentrale Symbol der Romantik für Sehnsucht, Liebe und das Streben nach dem Unendlichen. Während die bekanntesten Blumenbilder der Welt, wie die Drei Sonnenblumen Van Goghs, Monets Wasserlilien oder Andy Warhols Flowers, unsere Sinne wecken sollen, wollen die heutigen Künstler mit ihrer Blumensprache vor allem ihre Wertschätzung für Natur und Umwelt zeigen. Und so verzaubern die weltbekannten Kunst-Installationen duftender Blütenmeere von Rebecca Louise Law oder Bradleys gigantische Papier-Blütenstempel à la Alice im Wunderland zwar die Besucher, sollen aber zugleich an die Vergänglichkeit der Natur erinnern.
Andere Künstler wiederum tüfteln an abenteuerlichen Konzepten, um diese Botschaften mit ihren Lieblingsblumen kreativ umzusetzen: Da werfen Künstler etwa Eisblöcke mit eingefrorenen frischen Blumen in den Swimmingpool. Manchmal auch in einen Bach oder eine Lacke. So die Arbeit von Fotograf Bruce Boyd und Künstlerin Tharien Smith an ihrem Konzept O °C. „Wir wollten Blumen in einer einzigartigen Weise fotografieren, und haben ein Jahr damit verbracht, frische Blüten in Eisblöcke einzufrieren, bis wir die perfekte Technik gefunden hatten“, erzählt der Fotograf aus Südafrika. „Eis ist schon deshalb faszinierend, weil es gleichzeitig Blüten konservieren, aber auch völlig zerstören kann.“
Wenn dann die erste Schicht des Eisblocks abtaut und die Blüten freigibt, zückt Boyd die Kamera. Die Blumen pflückt er übrigens selbst in seinem Garten in Kapstadt. Das Ergebnis ist unvorhersehbar, die Fotos aus der Serie Zero Degrees erinnern oft an kunstvolle Blumengemälde. „Ich bin in einem Haus voller Blumen aufgewachsen, meine Mutter pflückte sie, mein Vater malte sie“, erzählt Boyd, der sich für seine Eis-Experimente auch von den Arbeiten des japanischen Künstlers und Floristen Azuma Makoto inspirieren ließ.
Die fantastischen Fotografien aus der Serie Zero Degrees von Bruce Boyd, in Eis gelegte Blüten, sind als Poster bei Lumas erhältlich, https://www.lumas.com/ artist/bruce_boyd, https://www.zerodegrees.co.za
Dieser stellt zwar seine eingefrorenen Blumenarrangements, in meterhohen Eisblöcken konserviert, in Galerien, oder schon auch einmal direkt auf einen Catwalk, etwa bei der Kooperation mit Modeschöpfer Dries van Noten.
Der Japaner hat aber auch sonst noch andere erstaunliche Ideen, um seine Botschaft zur Achtsamkeit gegenüber der Natur in die Welt zu schicken.
Stratosphärische Grüße
So schoss der Japaner gleich ein ganzes Muttertagsbouquet 30.000 Meter ins All. Mit einem speziellen Ballon und einer Kamera, die bei minus 60 Grad jede Sekunde ein Bild machte. „Mein Ziel ist es, Menschen mit Blumen glücklich zu machen“, sagt der Blumenkünstler, der mit seiner Blumeninstallation Exobiotanica weltweit bekannt wurde. Egal, ob in Eis oder im Weltall, die Blumen sollen in außergewöhnlichem Ambiente vom Weltall bis zur Tiefsee, ihre besondere Schönheit entfalten.
Azuma Makoto ließ bei minus 60 Grad in der Stratosphäre ein Blumenbouquet fotografieren, https://www.azumamakoto.com
In seiner Blumen-Haute-Couture-Boutique in Tokio tragen alle Angestellten nur Weiß, Grau oder Schwarz, denn die Blumen sollen hier die Stars sein, meint Makoto. Kein Wunder, dass der Künstler, der sich rund um die Uhr mit Blumen umgibt, auch die Encyclopedia of Flowers, eine Blumenenzyklopädie, gemeinsam mit dem Fotografen Shiinoki Shunsuke herausgebracht hat. „Als Florist fühle ich mich verantwortlich, Blumen für zukünftige Generationen zu archivieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten“, so Makoto.
Blütenballett
Das Blumen ABC beherrscht auch die Blumenkünstlerin Rebecca Louise Law perfekt. Nicht selten verknüpfte sie in ihren Installationen bis zu 150.000 Blüten zu schwebenden bunten Blütenteppichen. Wobei vier Mitarbeiter etwa drei Wochen lang damit beschäftigt sind, einen Mix aus Rosen, Hortensien, Federbusch,
Bis zu 150.000 Blüten werden zu einem duftenden Blütenerlebnis verknüpft. Rebecca Louise Laws „Florilegium“, 2020 in Parma, Italien, https://www.rebeccalouiselaw.com
Schleierkraut, Flieder und Strohblumen auf hauchdünne Kupferdrähte zu binden. Die Britin, die auch bei ihren Vorbereitungen streng auf Umwelt und Nachhaltigkeit achtet, will mit ihren gigantischen Blüten-Installationen zeigen, dass Blumen auch jenseits ihrer Frische schön sind. „Ich war schon immer voller Bewunderung für die Schönheit der Blumen“, sagt die Britin, die ihre Arrangements bewusst an stimmungsvollen Orten inszeniert. Allein der Blick in eine barocke Kirchenkuppel, verbunden mit der Stille der Kirche und dem duftenden Blütenteppich, ist ein multisensorisches Erlebnis.
In der Serie „Postures“ studierte Fotograf Carl Kleiner das Verhalten von Tulpen, seinen Lieblingsblumen, https://www.studiokleiner.com
Einen gänzlich anderen Zugang zur Blumenkunst wählt hingegen Fotograf Carl Kleiner. „Ich wollte herausfinden, ob ich das Verhalten der Blumen kontrollieren kann“, so der Schwede. „Genau so, wie ein Choreograf mit seinen Tänzern arbeitet“. Seit 2014 verfolgt er diesen Ansatz mit seinen Fotografien von Tulpen, die mit Hilfe von Metallstäben in Form gebracht werden.
Der Gropius Bau Berlin zeigte 2020 'With all my love for the tulips I pray forever' von Yayoi Kusama. Neu ab März, https://www.museumsportal-berlin.de
With All My Love for the Tulips ist wiederum eine der bekanntesten Arbeiten der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, die den Titel dieser Arbeit entsprechend einem Lied über ihre Lieblingsblumen wählte. Eigentlich ist die Japanerin weltweit mit ihren Polka Dots bekannt geworden, die ihre Walk-in-Installationen raumübergreifend überdecken. Genau wie bei der Tulpen-Installation der Ausstellung Garten der irdischen Freuden im Gropius Bau Berlin. Die Intention der Künstlerin: Die Besucher, die um die Tulpe herumgehen, werden durch die großen aufgemalten Punkte quasi geschrumpft und sollen sich so fühlen, als würden sie direkt in die Blütenzelle eintreten. Solange uns also die Künstler mit ihren prachtvollen exotischen Pflanzenarrangements verzaubern, haben wir duftende Räume zum Träumen.
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