Von wegen Heavy Metal
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich internationale Fachpublikationen aktuell allesamt einem bis dato eher unscheinbaren Thema annehmen: Es geht um den Baustoff Zink. Ein auf Französisch und Englisch erscheinendes Hochglanzmagazin beschäftigt sich gar ausschließlich damit – es heißt demensprechend auch „Focus on Zinc“. Gerade arbeitet man an der siebzehnten Ausgabe.
Baustoff Zink: nicht neu aber im Trend
Gut, neu ist die Sache mit Zink nicht. Zink wird schon immer gerne für Dächer oder Regenrinnensysteme genutzt. Als Material, mit dem man gestaltet, versteht man es bei aber eher selten. Das ändert sich gerade, sagen Experten. Bevor wir uns diesen widmen, müssen wir aber erst einmal wissen, was Zink genau ist.
Gut wird's vor allem mit Titan
Rein chemisch betrachtet ist Zink ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Zn und der Ordnungszahl 30 im Periodensystem. Weil Zink allein aber eher brüchig ist, wird er meist mit Stahl, immer häufiger aber mit Titan gemischt. In der Fachsprache also legiert. Das was wir also als Baustoff kennen, ist eine Zink-Stahl- oder eine Titan-Zink-Legierung.
Dank modernster Verarbeitungsmöglichkeiten lassen sich beide Legierungen leicht und umfassend bearbeiten. Das betonen die Experten des deutschen Fachforums „Initiative Zink“ (ja, sowas gibt es inzwischen auch). Vor allem der besonders hochwertige Titanzink wird von ihnen in den Bauhimmel gehoben: „Fragt man Architekten zu Anforderungen an Werkstoffe für Dächer und Fassaden, fallen Begriffe wie ,gestalterische Freiheit’, ,Funktionalität’ und ,Nachhaltigkeit’”, heißt es. All das würde der Werkstoff mitbringen, weshalb er für die Umsetzung „hochwertiger, innovativer und ästhetischer Gebäude“ ideal geeignet sei.
Gute Umweltbilanz
Besonders ins Auge sticht aber in Zeiten wie diesen natürlich die Umweltbilanz, so die Fachleute: „Titanzink hat eine gute Bilanz bei Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Der Energieeinsatz bei der Herstellung ist im Vergleich zu anderen Baumaterialien gering." Seine Veredelung erfordert um 75% weniger Energie als jene von Aluminium und 50% weniger als bei der Herstellung von Kupfer oder Stahl benötigt wird.
Und: Wird Titanzink recycled, beträgt der Energieeinsatz sogar nur 5 % der für die erste Aufbereitung verwendeten Energie. Da Zink zudem nicht verbraucht, sondern gebraucht wird, kommt der Wiederverwendung und dem urbanen Lager ein besondere Bedeutung zu. Zink erfüllt damit die Anforderungen an ein ökonomisches Recycling. Zudem sei die Gewinnung von Zink relativ einfach, wodurch weniger Raubbau an unserem Planeten betrieben wird.
Diese Aspekte machen Zink derzeit jedenfalls salonfähig. Doch das würde naturgemäß nicht ausreichen, um für einen hart umkämpften Markt wie den Baumarkt in größerer Ausprägung in Frage zu kommen. Um etwa ganze Gebäude anzudenken, die mit einer Zinklegierung verkleidet sind. Schließlich sind Zinkprodukte nicht zwingend billig. Hier muss man zumindest sprichwörtlich einen Blick hinter die Fassade werfen, die aus Zink gefertigt werden soll.
Blick hinter die Zinkfassade
Wenn Zinkpaneele im Sommer mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, bilden sie eine selbstschützende Schicht. Diese schützt die Innenräume wie eine Isolierschicht vor Hitze. Ein Vorteil, der ohne Frage gerade in wärmeren Regionen relevant ist und mit dem sich Energiekosten sparen lassen.
Regen und Schnee gleiten leicht über verzinkte Oberflächen, Dächer müssen also weit weniger von Schnee geräumt werden. Zudem lässt sich Zink in ziemlich jede Form bringen – und macht auch optisch ordentlich was her. Aufgrund seiner Zusammensetzung ist es ein Material, das auf seine Umgebung reagiert und sich mit der Zeit verändert. Seine äußere Patina entsteht so auf natürliche Weise, sobald es mit Wasser und Salz in Berührung kommt.
100 Jahre Haltbarkeit
Diese Außeneinflüsse verleihen Zink jedoch nicht nur ein rustikales Aussehen. Sie sind auch für die berühmte selbstschützende Wirkung, die Zink hat, verantwortlich. Daher versucht man heute auch Bauwerke, die besonders lange halten sollen, mit Zink zu ummanteln. Damit sollen sie über 100 Jahre unverwüstlich sein.
Abseits dieser offenbar für Bauherrn und Architekten relevanten Aspekte, gibt es zudem einen, über den man schmunzeln darf. Ihn aber auch gerne ernstnehmen kann. Zink schützt, so sagt man, vor Elektrosmog und vor den angeblich bösen Strahlen der 5G-Handymasten.
Wie das mit einem in der modernen Zeit zwingend notwendigen Handy- und Internetempfang zusammengeht, erschließt sich uns jetzt auch nicht so wirklich …
Text: Johannes Stühlinger Bilder: Jesús Granada; Michael Moran/OTTO
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