Stadtplanung: Die grünste Stadt der Welt

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In Mexiko sollen schon bald 130.000 Menschen mit der Natur in perfekter Harmonie leben. Und diese Vision der "grünsten Stadt der Welt" ist tatsächlich in Reichweite.

Es noch gar nicht so lange her, da sorgte Künstler Klaus Littmann mit seinem Projekt "For Forest" und den 300 Bäumen im Wörthersee-Stadion für internationalen Wirbel. Und ganz gleich, was man über diesen Wald inmitten der Stadt Klagenfurt denken möchte – seine Botschaft hat wohl alle erreicht: Die nicht unbedingt gesunde Wechselbeziehung zwischen Natur und Mensch wurde eindrucksvoll aufgezeigt.

Die grünste Stadt

Genau den umgekehrten, dafür umso konkreteren Weg, geht nun der italienische Architekt Stefano Boeri. Er sorgt mit einem wahrlich ausgefeilten Konzept einer grünen Stadt im Wald nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern auch für einen durchaus realistischen Lösungsansatz, wie wir Menschen uns mit der Natur vielleicht langfristig sogar versöhnen könnten. Kurz gesagt: Er hat unter dem Namen „Smart Forest City Cancun“ eine Stadt entworfen, die ein zu 100 % nachhaltiges urbanes Leben ermöglicht.

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Diese grüne Stadt ist vielleicht schon bald nicht bloß Träumerei …

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… das Projektgelände dafür und die Finanzierung stehen bereits.

Und diese Vision geht so: Eine Stadt inmitten eines 557 Hektar großen Waldes im Süden Cancuns. Hier wachsen so viele Bäume, dass auf jeden der 130.000 Einwohner 2,3 Bäumen kommen. Außerdem sind nahezu alle Fassaden begrünt. Das sieht nicht nur alles sehr schön aus, sondern verfolgt schon einmal den Zweck, innerhalb der Stadt sagenhafte 116.000 Tonnen Kohlendioxid aufzunehmen und rund 5.800 Tonnen CO2 pro Jahr auf natürlichem Weg einlagern zu können. Das bedeutet in diesem Fall eine zumindest rechnerische Balance aus von Menschen genutzter Fläche und purer Natur.

7,5 Millionen Bäume

Das ist definitiv keine Milchmädchenrechnung, die für dieses Projekt angestellt wurde. Boeri konnte dafür die renommierte Botanikerin und Landschaftsarchitektin Laura Gatti gewinnen, die ein Bepflanzungskonzept mit rund 7.500.000 Pflanzen erarbeitete. Dieses sieht 400 unterschiedlichen Arten vor und setzt sich aus circa 260.000 Bäumen sowie Stauden und Sträuchern zusammen.

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Die gesamte Stadt wird von Solarpanelen umgeben sein …

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… und viele Wasserstraßen sollen für „flüssigen“ Verkehr sorgen.

Dies soll tatsächlich die erste Waldstadt des neuen Jahrtausends sein, betont der Architekt die Ernsthaftigkeit seines Projekt. Eine offene und internationale Stadt, deren Entwicklung auf technologische Innovation und Umweltqualität ausgerichtet ist. Eben deshalb hat Boeri und sein Team auch viele weitere Details in die Planung integriert – die Autarkheit dieser Smart City zum Beispiel.

Komplett autarke Stadt

Gemeinsam mit dem deutschen Büro „Transsolar“ entwarf er ein Konzept, dass die Stadt tatsächlich völlig nahrungsmittel- und energieautark macht. Dies wird etwa durch einen Gürtel aus Sonnenkollektoren sowie landwirtschaftlich genutzten Feldern möglich. Die Felder werden durch einen Wasserkanal bewässert, der sich durch eine unterirdische Meerwasser-Rohrleitung speist.

Wasser ist überhaupt das Schlüsselelement dieses Projekts: Es wird am Eingang der Stadt in einem riesigen Becken gesammelt, in dem sich auch ein Entsalzungsturm befindet. Durch ein System von schiffbaren Kanälen ist es möglich, in der gesamten Siedlung bis hin zum landwirtschaftlichen Feldgürtel, der das Stadtgebiet umgibt, für Bewässerung zu sorgen. Zudem sorgt eine Reihe von Wassergärten für den nötigen Hochwasserschutz.

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Auf einer Gesamtfläche von 557 Hektar werden schon bald 130.000 Menschen mit der Natur im Einklang leben. Wenn die vorliegenden Pläne eben aufgehen …

Aber auch in Sachen Mobilität schlägt man hier in vielleicht schon naher Zukunft neue Wege ein: Unter dem Fachbegriff „Mobility in Chain“ (MIC) wurde ein eigenes, gegliedertes Transportsystem konzipiert. Dieses ermöglicht Bewohnern und Besuchern, ihre Fahrzeuge am Stadtrand abzustellen und sich ausschließlich auf die interne elektrische und halb automatische Infrastruktur zu verlassen. Die wichtigsten Knotenpunkte der Stadt erreichen die Bürger außerdem durch ein ausgeklügeltes Netz aus Rad- und Fußwegen.

Der internationale Immobilien-Entwickler Grupo Karims hat nicht nur den Auftrag für diese imposante Planung erteilt, sondern angeblich sogar schon die Geldmittel dafür sichergestellt.

Der aktuelle Entwurf ist übrigens nicht Boeris erstes Konzept dieser Art: 2014 setzte er bereits einen „Vertical Forest“ an der Fassade zweier Mailänder Hochhäuser um. In der chinesischen Stadt Liuzhou soll der Bau der ersten „Forest City“ im nächsten Jahr beginnen.

Und die Realisierung der Wald-Stadt in Cancun, die anstelle eines großen Einkaufszentrums entstehen soll, ist tatsächlich in Reichweite: Der internationale Immobilien-Entwickler Grupo Karims hat nicht nur den Auftrag für diese spektakuläre Planung erteilt, sondern angeblich sogar schon die Geldmittel dafür sichergestellt. Fehlt nur noch das grüne Licht der Gemeinde – auf dieses wartet Boeris nun aber schon seit März 2019 …

Text: Johannes Stühlinger

Fotos: The Big Picture

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