Gebaut in Malaysia, errichtet in Singapur

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In der malaysischen Stadt Senai werden derzeit 3.000 Module gefertigt, die in naher Zukunft in Singapur zum höchsten Fertigbau der Welt „zusammengenäht“ werden. Ein umstrittener Kraftakt!

Im Grunde kann man sich das ein bisschen so vorstellen: Erwachsene Menschen stecken nach einer exakten Anleitung gigantische Legosteine zu zwei Hochhäusern zusammen. Denn am Ende ist die bei diesem besonderen Projekt angewandte modernste Form des Fertigbaus nichts anderes.

200 Meter in die Höhe

Aber kümmern wir uns zuerst um die Eckdaten der in Singapur geplanten, außergewöhnlichen Zwillingstürme. Sie sollen bis 2026 in einem der grünsten Stadtteile aus dem Boden wachsen, 56 Stockwerke hoch sein – das sind 200 Meter – und als Tor zur grünsten Allee Singapurs wahrgenommen werden.

Außerdem verfolgen die Planer des zuständigen Büros ADDP Architects die bauphilosophische Idee, auf den dahinter liegenden Bahnhof einzugehen. "Die Lage entlang eines historischen Eisenbahnkorridors stärkt die Qualität des Neuen gegenüber dem Alten", erklärt Markus Cheng Thuan Hann, Associate Partner bei ADDP Architects.

1000 Wohnungen und viele Terrassen

In den Türmen jedenfalls werden über 1.000 Wohnungen Platz finden. Durch eine Reihe so genannter "Pocket Sky Terraces" sollen zudem auf allen Etagen Freiflächen integriert werden.

Das klingt in Hanns Worten dann so: "Die markanten Zwillingstürme zeichnen sich durch ihre ursprüngliche Eleganz und ihre scharfen Linien in Verbindung mit rhythmisch angeordneten Himmels-Terrassen aus."

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Doch das wirklich Spannende an dem Bau wird vor Ort kaum ersichtlich sein: Die extreme Ausformung des Fertigbaus.

Fertigbau der Superlative

So werden die beiden Wolkenkratzer zwar in Singapur stehen, 80% der gesamten Bausubstanz entsteht jedoch im benachbarten Malaysia! Dafür wurde in der Stadt Senai bereits eine überdimensionale Fertigungsanlage errichtet. In dieser werden nun 3.000 gigantische Module nach exakten Vorgaben gefertigt, um im Anschluss in mehreren Tranchen zur Baustelle verfrachtet zu werden. Um dann vor Ort mit besonders starken und hohen Kränen bloß noch „zusammengenäht“ zu werden, wie Experten diesen Vorgang des Verbauens beschreiben.

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Dementsprechen genau muss freilich die Planung dieser einzelnen „Legosteine“ passieren. Ein kleiner Fehler wäre im Nachgang kaum noch zu korriegieren, jedes Teil muss exakt an seinen Ort passen. Das ist natürlich nur durch modernste Softwaresysteme möglich. Gleichzeitig eröffnet diese Exaktheit einen weiteren Vorteil: Die Räume der einzelnen Module können deshalb schon fast komplett eingerichtet in der Fabrik hergestellt werden!

Bauteile zu 80% fertig

ADDP schätzt, dass etwa 80 Prozent jedes Wohnmoduls außerhalb des Geländes finalisiert werden. Das heißt, dass Abdichtungen, Fliesen, Anstriche, Verglasungen, Schränke, Sanitäranlagen und Elektrik bereits vor der Lieferung fertiggestellt sind.

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"Da jedes Modul vor der Montage vor Ort zu fast 80 Prozent fertiggestellt wird, verkürzt sich die Bauzeit vor Ort erheblich", erklärt Hann. Und dafür bedarf es obendrein auch noch weit weniger Personal als auf herkömlichen Baustellen.

Die vielen Vorteile des Fertigbaus

Doch diese Bauweise hat noch weitere Vorteile: "Sie wird es uns ermöglichen, die notwendigen Ressourcen besser zu nutzen und somit den Fußabdruck des gesamten Projekts zu verringern. Und das sowohl vor Ort als auch außerhalb des Standorts“, betont Hann. Außerdem ermöglicht die Fertigung in „geschützter“ Fabriks-Atmosphäre eine wesentlich bessere Qualitätssicherung der einzelnen Elemente.

Und der Nachteil des Fertigbaus

Doch bei all den positiven Aspekten hat die Sache dann doch auch einen Haken: Durch Projekte wie dieses wird der keinesfalls nachhaltige Baustoff Beton wieder besonders forciert. Und das passiert hier nicht einmal aus freien Stücken, sondern weil die Stadt Singapur diese Beton-Bauart intensiv subventioniert. Dabei würde man sehr ähnlich auch in moderner Holzbauweise bauen können, monieren Kritiker.

Der groß dimensionierte Fertigbau wird es uns ermöglichen, die notwendigen Ressourcen besser zu nutzen und somit den Fußabdruck des gesamten Projekts zu verringern.

Markus Cheng Thuan Hann, Associate Partner bei ADDP Architects

Daran aber trotzdem auch für die Holzbauwelt positiv: Egal ob Module aus Holz oder Beton gefertigt werden, je mehr in groß angelegter Fertigbauweise entsteht, um so bessere Daten und Erfahrungswerte existieren, um diese Bauweise weiter zu perfektionieren. Damit in ein paar Jahren vielleicht 200 Meter hohe Türme noch schneller und effizienter errichtet werden können.

Und das dann vielleicht schon aus Holz.

Text: Johannes Stühlinger Bilder: ADDP Architects

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