Der Meister der „anomalen Flächen“

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Optik und Umgebung werden das Mineral nach einem Entwurf von Antony Gibbon zu ein Day Spa machen, das ein ultimatives Wellness- und Saunaerlebnis bietet. Die Haupt-Bausubstanz ist Hanfbeton.

Der vor allem auch für seine organisch anmutenden Baumhaus-Konstruktionen bekannte britische Architekturdesigner Antony Gibbon setzt zusehends auf Hanf als Baumaterial. In Europa wird zusehends mit diesem vielseitigen, umweltfreundlichen Naturstoff gebaut.

Ultimatives Spa-Erlebnis

Sein jüngster Wurf ist das Design zum „Mineral”: Ein Day Spa aus Hanfbeton. Wie schon beim Gebäude „The Twine” spielt er sich mit dem umweltfreundlichen Baumaterial mit der skulpturalen Formgebung. So sehr, dass manche Kommentatoren bezweifeln, dass er sich dabei tatsächlich des Hanfsteins bedienen würde.

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Gästehäuser sind beim Day Spa „Mineral” um die Spa-Räumlichkeiten ...
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... in luftigen Höhen und zu ebener Erde gruppiert.

Das Mineral besteht aus einer Reihe verspielter, organischer Baukörper – in einen üppigen Dschungel hineingepflanzt. Das zeitgenössische, designorientierte Spa verfügt über Saunen und Naturbäder, ein Tauchbecken und künstlich angelegte Bäche und Ströme sowie Räumlichkeiten für die Spa-Behandlungen.

Jedes Gebäude unterscheidet sich von den jeweils anderen. Kleine Gästehäuser in den Wipfeln und zu ebener Erde sind in und um die Badebereiche herum gruppiert.

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Hochästhetische Symbiose aus Kultur- und Naturlandschaft: Die organischen Formen ...
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... und die Oberflächenstruktur des Hanfbetons in Kombination mit der saftig-grünen Dschungelvegetation.

Gerahmte Dampf-Ansichten

Der in Großbritannien und Mexiko lebende Architekt Antony Gibbon nutzt dabei die Dschungelvegetation, um auf natürliche Art und Weise Abtrennungen zu schaffen. Die verdrehten, schlängelnden Geometrien geben immer wieder den Einblick in die „versteckten“ Räume. Der wogende Dampf, der aus den Wellness-Bädern aufsteigt, erhält so einen formalen Rahmen.

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Gibbon hat sich einen Namen als Designer von Baumhäusern gemacht.
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Er macht aber auch mit organischen Gebäudekörpern wie dem "The Twine" von sich reden.

Die Hanfbetonstrukturen ergeben mit dem satten Grünton der Umgebung ein harmonisches Ganzes. Wie ein ästhetisches Gefäß für … Mineralwasser – oder besser gesagt Thermalwasser. Die Formen erinnern insgesamt an das von Antony Gibbon 2019 präsentierte Twine Gebäude.

Möbiusschleife als Haus

Kurz zuvor entstand das von Gibbon designte Wohnhaus Mobius. Vorbild ist die Mitte des 19. Jahrhunderts vom Leipziger Mathematiker und Astronomen August Ferdinand Möbius beschriebene Möbiusband. Die Möbiusschleife bezeichnet eine Fläche, die nur eine Kante und eine Seite hat. Sie ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden. Auch bei diesem Gebäude hat sich Gibbon den Angaben zufolge des Baumaterials Hanfbeton bedient.

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Ein Baukörper wie eine Möbius-Schleife – Design by Antony Gibbon.
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Das Mobius-Haus ist von einem halbmondförmigen Pool umrahmt.

Unterhalb der organischen Form ist der kreisförmige Innenraum untergebracht. Während sich die Hanfbetonoberfläche nach oben windet und schält, durchziehen vom Boden bis zur Decke reichende Glastüren die offenen Wohnräume und führen hinaus zum Poolbereich.

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Wie beim Day Spa „Mineral" ist auch hier Hanfbeton das Hauptbaumaterial.
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Daneben kommt viel Glas zum Einsatz, auch die Küche verfügt über eine großzügige Oberlichte.

Eine kreisförmige Küche ist der Mittelpunkt des Mobius-Hauses, das sich in Hong Kong befindet. Sie verfügt über eine Oberlichte, die dem Durchmesser der Küchenform entspricht. Eine Wendeltreppe umarmt gleichsam das Band und führt hinauf auf die Dachterrasse, die der Form der Hanfbeton-Innenwände des Mobius-Hauses folgt.

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Die Dachfläche wiederum entspricht von der Fläche her dem Innenraum. Von ihr aus kann man in Ruhe die umliegende Natur betrachten. Ein großer, halbmondförmig geschwungener Swimmingpool folgt der Form des Hauses und ist von beiden Seiten des Gebäudes zugänglich. Die kurvenreiche Auffahrt zum Grundstück bringt einen in die Garage, die genau unterhalb des Gebäudes liegt.

Wie schon bei anderen Entwürfen von Antony Gibbon, dürfte er auch hier seiner Neigung intensiv nachgegangen sein, „anomale Flächen” – in diesem Fall ohne klar determiniertes Innen und Außen – und die räumlichen Konsequenzen ihrer konkreten Anwendung zu studieren.

Text: Linda Benkö Fotos / Visualisierungen: Antony Gibbons Design

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