Über die Einführung von Privatkrediten

Seit dem Jahr 1964 ist es in Österreich für Privatpersonen möglich, einen Kredit aufzunehmen. Bereits damals war der KSV1870 zentrale Anlaufstelle.

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Im Februar 1964 landeten die Beatles auf dem Flughafen von New York (heute John F. Kennedy International Airport), wo sie von rund 5.000 Fans und 200 Journalisten empfangen wurden. Einer fragte John Lennon: „Will you sing something?“ Worauf Lennon antwortete: „No, we need money first“. War das eine Anspielung darauf, was am 16. März des Jahres mit 1,7 Millionen Vorbestellungen zur Nummer eins verschiedener Hitlisten werden sollte, auf die Single „Can’t Buy Me Love“? Einen Monat später, am 5.  April, führte das Lied die Single-Hitparade in den USA an – auch die nächsten vier Plätze darauf belegten Beatles-Songs. Es war der Höhepunkt ihrer internationalen Karriere. Mittlerweile soll die „größte Band der Welt“ laut ihrer Plattenfirma über eine Milliarde Tonträger verkauft haben.

Über die Einführung von Privatkrediten

Der Wunsch nach eigenem Geld: Privatkredite

Die Beatles waren das Symbol einer neuen Ära. Die Wirtschaftswunderjahre nach dem Zweiten Weltkrieg hatten eine neue Generation an Menschen hervorgebracht. Unter den Privatpersonen stieg der Wunsch, sich selbst auch etwas leisten zu können. Dem wollten die heimischen Großbanken entgegenkommen, indem sie zum ersten Mal Privat-Klein-Kredite (P.K.K.), auch „Jedermann-Kredite“ genannt, an Konsumenten vergaben. Ihre Vorbilder dabei waren Banken in Großbritannien oder Deutschland, die damit erfolgreiche neue Geschäftsfelder eröffnet hatten.

Über die Einführung von Privatkrediten

Für telefonische Anfragen beim Kreditschutzverband wurde ein Code aus dem Banknamen und dem Wochentag vereinbart.

Die Einführung des Klein-Kredit-Katasters

Die Banken sahen sich allerdings vor einem Problem. Für Bonitätsprüfungen von Unternehmen gab es den KSV1870. Woher aber sollten die Daten über die Bonität von Privatkunden kommen? Natürlich von jener Institution, die auch bisher schon in Fragen der Bonität die Anlaufstelle Nummer eins gewesen war: Um das Risiko von Zahlungsausfällen bei unbesicherten Krediten im Griff zu haben, übertrugen die Banken die zentrale Evidenzhaltung von Privatkunden dem KSV1870. Schließlich hatte er den Ruf von „Sicherheit mit Tradition“.

Der Verband Österreichischer Banken und Bankiers schloss mit dem Verein einen Vertrag, in dem sich dieser verpflichtete, alle ihm gemeldeten P.K.K. in einem eigenen Klein-Kredit-Kataster anzulegen und auf Wunsch von Banken darüber Auskunft zu geben. Solidarisches Einmelden ermöglichte den Aufbau einer verlässlichen Basis für die Kreditwirtschaft bis heute. Jeder P.K.K. wurde von der Bank mittels „Evidenzkarte“ dem KSV1870 gemeldet. Jede Karte war vom Verein zu beziehen und kostete zehn Schilling – und weil nur die kreditgebende Wirtschaft Zugang zu den Informationen haben darf, wurde für telefonische Anfragen beim KSV1870 ein Codewort vereinbart. Es war der Bankname und der jeweilige Wochentag, an dem die Abfrage erfolgte. Als Gegenleistung erfuhren die Kreditinstitute, ob ein Antragsteller Kredite bei anderen Banken aufgenommen hatte.

Über die Einführung von Privatkrediten

Die KonsumentenKreditEvidenz schützt Kreditgeber ebenso wie Kreditnehmer vor Überschuldung.

von Gerhard Wagner

Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH

Die Kraft der KonsumentenKreditEvidenz

Am 25. Jänner 1965 teilte der Kreditschutzverband von 1870 dem Verband der österreichischen Banken und Bankiers die Einrichtung des „Klein-Kredit-Kataster“ mit. Dort wurden neben den Kleinkrediten bei Banken und Sparkassen auch jene von Teilzahlungsbanken und Ratenforderungen jener „Unternehmungen, die dem persönlichen Gebrauch dienende Waren verkaufen“, erfasst. Er diente dem Schutz der Kreditgeber ebenso wie dem Schutz der Kreditnehmer vor Überschuldung. Damals konnten Erwerbstätige höchstens 15.000, mindestens aber 3.000 Schilling Kredit aufnehmen – zu einem  Zinssatz von 0,4 % im Monat und einer zweiprozentigen Bearbeitungsgebühr.

Über die Einführung von Privatkrediten

1964 begannen heimische Großbanken Privat-Klein-Kredite (P.K.K.) zu vergeben. Gegen das Risiko von Zahlungsausfällen schlossen sie mit dem KSV1870 einen Vertrag. Er verpflichtete sich, alle ihm per "Evidenzkarte" gemeldeten P.K.K. im Klein-Kredit-Kataster vorzumerken und Auskünfte über die Bonität der Person zu geben.

Mittlerweile heißt der Kataster KonsumentenKredit-Evidenz (KKE). Heute haben mehr als 600 Banken, Leasingunternehmen und kreditgebende Versicherungen einen Zugriff auf diese Datenbank. 2007 kommt es durch die Österreichische Datenschutzbehörde zur Festlegung der konkreten Rahmenbedingungen und Fristen für eine Ein- oder Austragung. Auch für Beatles-Fans in Österreich kam der P.K.K. wie gerufen. Nun war es möglich, sich einen eigenen Plattenspieler auf Kredit anzuschaffen – und endlich die Musik, die man so liebte, den ganzen Tag über auch zu Hause anzuhören.

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