Generation Corona und die Folgen

Generation Corona und die Folgen
Das Corona-Virus bestimmt seit mehr als einem Jahr unser Leben. Die Folgen davon werden uns noch in Zukunft begleiten, erklärt Jürgen Holzinger vom Verein ChronischKrank Österreich im Gespräch mit Michael Miskarik von HDI LEBEN

Die Herausforderungen der Corona-Krise werden uns wohl noch viele Jahre begleiten. Direktor Michael Miskarik, Leiter der HDI Lebensversicherung AG in Österreich, spricht mit Jürgen E. Holzinger vom Verein ChronischKrank Österreich, welche Konsequenzen dies für unsere Gesellschaft hat.

Die Corona-Krise wirkt sich auf viele Bereiche unseres Lebens und im Alltag aus. Worauf sollten wir dabei besonders achten?

Jürgen E. Holzinger: Neben Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist vor allem die physische und psychische Gesundheit schwer beeinträchtigt. Überfüllte Intensivstationen und Krankenhäuser sind nur einige der offiziellen Parameter, nach denen die Corona-Maßnahmen gesetzt werden. Homeoffice, Distance-Learning, Ausgangsbeschränkungen und Einschränkung der sozialen Kontakte führen dazu, dass eine ganze Generation einer enormen psychischen Belastung ausgesetzt ist – Fachleute sprechen bereits von einer psychosozialen Pandemie. Daher bedarf es einer fundamentalen Änderung der Krisenkommunikation.

Generation Corona und die Folgen

Jürgen Holzinger von ChronischKrank Österreich

Soziale Distanz gilt als „Unwort“ des letzten Jahres. Ist es nicht ein fundamentales Grundbedürfnis eines jeden Menschen, in Beziehung zu anderen zu sein?

Körperliche Distanz gilt dem Schutz der körperlichen Gesundheit, aber psychosoziale Nähe dem Schutz der Seele. Nur wenn beides verbunden wird, kann diese Krise positiv bewältigt werden. Hier braucht es zielgruppenspezifische Maßnahmen – auf wirtschaftlicher und insbesondere auf psychosozialer Ebene. Kurzfristigen Stress halten wir Menschen wunderbar aus, vor allem chronisch Kranke sind mit solchen Situationen bestens vertraut. Chronische Belastungen wie Sorgen und Ängste bewältigen wir Menschen nur dann gut, wenn wir uns stark fühlen. Somit muss in der Krisenkommunikation darauf geachtet werden, uns Menschen immer wieder zu stärken und zu motivieren.

Wie wirkt sich falsche Krisenkommunikation konkret aus?

Es hat fatale Folgen, wenn das Heraufbeschwören von Bedrohungen und das Schüren von Angst als Steuerungsmittel für Maßnahmen herangezogen werden. Vor allem bei der Psyche zeigen sich als Folge solcher Maßnahmen die Reizbarkeit der Menschen und wie die Nerven blank liegen. Es sind Ermüdungserscheinungen, die Lebensfreude geht verloren und somit auch die psychische Gesundheit. Diese Folgen sind generationsübergreifend und treffen demnach Jung und Alt. Die Jugend wird beispielsweise als Corona-Generation bezeichnet und eine Matura im Corona-Jahr erfährt nicht dieselbe Wertigkeit wie die Jahre zuvor. Die ältere Generation vereinsamt durch diverse Beschränkungen und Besuchsverbote in den Alten- und Pflegeheimen.

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Menschen mit Vorerkrankungen haben sich über die Jahre meist ein Netzwerk mit Ärzten, Therapien und Medikamenten aufgebaut. Was bedeutet die Pandemie nun für sie?

Die Pandemie stellt ihnen abseits der chronischen Erkrankung eine zusätzliche Hürde in den Weg. Arzt- und Krankenhaustermine sowie der Weg zu Therapien und Medikamenten werden schwieriger bzw. sind diese mit Maßnahmen, wie einem Eintrittstest, verbunden. Das aufgebaute Sicherheitsnetz bekommt durch die Pandemie Risse, was die psychische Stabilität verringert. Gerade bei Vorerkrankungen ist neben der körperlichen Gesundheit vor allem die psychische Gesundheit von besonderer Bedeutung. Es braucht dahingehend dringend mehr Möglichkeiten und einen Ausbau von psychosozialer Therapie auf Krankenschein.

Was bedeutet diese Entwicklung für unser Gesundheitssystem?

Frust und Angst zeichnen ein Bild, welches unserer psychischen Gesundheit schadet. Eine psychosoziale Pandemie ist die Folge. Eine Mehrbelastung des Gesundheitssystems im Bereich psychischer Gesundheit liegt bereits auf der Hand und es wird wohl auch eine politische Herausforderung, behutsam die richtigen Schritte zu setzen.

Orientierung finden Interessierte unter www.chronischkrank.at und www.hdi-leben.at

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Direktor Michael Miskarik, HDI LEBEN Österreich

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