Zweiter Frühling für Palais Clam-Gallas in Wien
Von Christian Mayr
Gut wird bekanntlich das, was lange währt. Und neun Jahre sind durchaus eine lange Zeit – neun Jahre des Stillstands, des Wartens, des Protests.
Neun Jahre sind seit dem Verkauf des Palais Clam-Gallas am Alsergrund bereits vergangen, seit im Spätherbst des Jahres 2015 Frankreich sein als Kulturinstitut genutztes Prunkobjekt an das Emirat Katar verkauft hat.
Ein (letztlich vergeblicher) Aufschrei von Kulturschaffenden, Expats und Anrainern war damals die Folge, weil die gesamte Anlage mit riesigem Park und altem Baumbestand endgültig für die Öffentlichkeit verloren schien. Vorbei die Zeiten mit stimmungsvollen Gartenfesten und des kulturellen Austausches, wenn einmal der streng islamisch regierte Golf-Staat seine neue Botschaft dort untergebracht haben wird.
Und kaum war das Institut Francais d’Autriche in die Praterstraße übersiedelt, schloss sich auch schon das große, schwarze Eisentor für die Wiener – eine freie Parknutzung war seither nicht mehr möglich.
Generalsanierung hat begonnen
Ob nun wirklich alles gut wird, darf also bezweifelt werden. Immerhin hat vor Kurzem endlich die lange angekündigte und vertraglich zugesicherte Generalsanierung des klassizistischen Palais aus dem 19. Jahrhundert begonnen.
Beim KURIER-Lokalaugenschein an der Adresse Währinger Straße 30 ist das Dröhnen der Presslufthämmer unüberhörbar – Arbeiter wuseln durch den Garten, Mulden werden randvoll angefüllt, aus einem Fenster im ersten Stock ragt ein Schuttschlauch heraus. Doch den Umbauarbeiten zusehen, ist gar nicht so einfach, hat doch der Eigentümer vor dem Palais einen Sichtschutz in billigster Kunstrasen-Optik angebracht – ein wahrer Stilbruch.
Zunächst direkt am schwarzen Gitterzaun montiert (offenbar, um neugierige Kiebitze fernzuhalten), rief diese Maßnahme umgehend die Baupolizei auf den Plan.
Ärger mit dem Sichtschutz
Da „blickdichte Einfriedungen zur Straße hin nicht zulässig“ sind, wie MA37-Chef Gerhard Cech erörtert, musste sogar über den Weg des Außenamtes eine Einigung mit dem Staat Katar erzielen werden. Der Sichtschutz rückte als Zusatzzaun schließlich einige Meter zurück auf die Wiese – die Baubehörde war zufrieden.
Womit sich aber die Frage stellt, ob auch das bereits 2021 abgesegnete Sanierungskonzept für das Palais entsprechend den Plänen friktionsfrei umgesetzt wird. Das Denkmalamt hat diesbezüglich keine Sorge: „Für die Projektabwicklung steht das Bundesdenkmalamt in Kontakt mit einem vom Eigentümer beauftragten Architekturbüro. Mit diesem werden, wie für denkmalpflegerische Projekte üblich, im jeweils erforderlichen Ausmaß Abstimmungsgespräche, Ortstermine etc. durchgeführt“, heißt es aus dem Wiener Landeskonservatorat.
Federführend ist das Büro „F + P Architekten“, das schon an der Sanierung des Parlaments beteiligt war. Positiv hebt das Denkmalamt hervor, dass mit den Fassaden-Arbeiten das klassizistische Erscheinungsbild wiederhergestellt würde; weiters soll die „hochwertige Ausstattung der Innenräume, wie Stuckdecken oder Parkettböden“ restauriert werden. Schließlich zählt das 1834/35 errichtete Clam-Gallas „zu den bedeutenden Bauwerken des Klassizismus in Wien“.
Verbesserungswürdige Kommunikation
An der verbesserungswürdigen Kommunikation zwischen dem katarischen Eigentümer und der Bezirkspolitik hat sich indes noch nichts geändert: Christopher Maurer, Vorsitzender des Alsergrunder Bauausschusses, kann zwar von einem gemeinsamen Termin mit der Botschaft berichten, doch angenähert habe man sich da nicht wirklich.
So habe der vorgetragene Wunsch nach einer Öffnung des Parks „stimmungsmäßig für einige Überraschung gesorgt“, so Maurer. Für SPÖ-Bezirksvorsteherin Saya Ahmad ist es „natürlich ärgerlich, eine so große, nicht öffentliche Grünfläche zu haben“. Weshalb man künftig zumindest eine Teilöffnung zu den Geschäftszeiten der Botschaft anstrebt.
Fertigstellung 2025 geplant
Darauf ging die Presseabteilung der Botschaft Katars, die sich gegenüber dem KURIER erstmals zu dem Projekt äußerte, nicht ein. Allerdings gibt es die grundsätzliche Bereitschaft, sich mehr zu öffnen: Obwohl das Palais als Sitz der Botschaft „diplomatischem Schutz unterliegt, freuen wir uns auf die Organisation künftiger kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Aktivitäten und Veranstaltungen im Gebäude, um die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Katar zu stärken“.
Die Bauarbeiten sollen laut Botschaft im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein, wobei bis dahin auch der teils desolate Baumbestand im Garten geschützt und sogar erweitert werden soll. Und warum dauerte es fast ein Jahrzehnt bis zur Umsetzung der Pläne? Einerseits seien die nötigen Genehmigungen beim Denkmalschutz schuld, andererseits zuletzt die Corona-Pandemie.
„Leider hat das zu einer mehrjährigen Verzögerung geführt“, so die katarische Botschaft.
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