Wo ist die "rote Linie" für Schüler? Anwälte klären in Klassen auf

Ein Junge sitzt verzweifelt vor blauen Spinden.
Beleidigungen, Mobbing und Gewalt machen vor Schulen nicht halt. Ab sofort beraten Juristen Jugendliche vor Ort.

"Rote Linien" sind in diesen Tagen allgegenwärtig. Nicht nur Kanzler Karl Nehammer spricht von ihnen. Auch der Wiener Rechtsanwaltskammer-Präsident Michael Enzinger. Er meint damit Verhaltensweisen in Schulen, bei denen sich der Spaß aufhört: Mobbing, Beschimpfungen, Gewalt. Doch oft ist den Betroffenen gar nicht klar, dass sie mit dem Strafrecht in Konflikt kommen könnten. Seit April beraten Wiener Rechtsanwälte jetzt vor Ort in den Klassen.

Vorgestellt wurde das Projekt "Gewalt- und Hassprävention an Schulen" Dienstagfrüh im Lise-Meitner-Realgymnasium. "Ich habe in meiner Familie zahlreiche Pädagogen. Und am Mittagstisch werden auch immer wieder Schulprobleme erörtert. Das hat mich nachdenklich gemacht", sagt Enzinger.

Aus einem Gedanken wurde eine Idee: Und die fand auch bei den Kollegen Widerhall. 130 Wiener Rechtsanwälte haben sich für das Projekt zur Verfügung gestellt. Sie kommen in Schulen und sprechen mit den Jugendlichen.

Aus dem Schulalltag

"Wir sind fast tagtäglich mit dem Thema konfrontiert", berichtet Hilarius Graf, Schulleiter des Lise-Meitner-Realgymnasiums. "Speziell auf Whatsapp ist schnell etwas geschrieben, was man so nicht sagen würde." Abschätzige Bemerkungen über Schüler und Lehrer, Drohungen, aber auch schnell aufgenommene Bilder, die rechtlich ein Problem darstellen, sind ein Thema.

Wo ist die "rote Linie" für Schüler? Anwälte klären in Klassen auf

Corona, Klimakrise, der Krieg in der Ukraine - all das belastet auch die Jugendlichen. Der soziale Umgang miteinander leidet, das Aggressionspotenzial steigt. Das bemerkt auch Bildungsdirektor Heinrich Himmer. "Wir zählen 300 Suspendierungen von Schülern in einem Schuljahr. Das ist eine bemerkenswerte Steigerung." Man wolle die Schüler aufklären, bevor sie mit dem Strafrecht in Berührung kommen könnten.

Gedacht ist das Angebot für die 7. bis 9. Schulstufe an allen Wiener Schulen. 240 Klassen haben sich bereits angemeldet. Interessierte können sich bei der Wiener Rechtsanwaltskammer melden.

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