Wien: Parkzonen statt Pickerl-Chaos?
Drei Zonen, einheitliche Kurzparkdauer und ein Parkpickerl für eigentlich drei Bezirke. Der Wiener Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck hat am Donnerstag das Parkzonenmodell vorgestellt. Der KURIER hat über dieses bereits im Jänner berichtet. Damals hatte Ruck allerdings noch von vier Zonen gesprochen.
Einfacher soll es werden, logischer und vor allem fair - so wirbt Ruck für sein Konzept. Denn aktuell kenne sich beim Parken zwischen Sonderzonen, Anrainerstellplätzen, unterschiedlichen Tarifen und Parkzeiten in der Stadt niemand mehr aus. "Das ist das Ergebnis von langjährigem Herumdoktern."
Es ist ein Pfusch", urteilt der Präsident. Denn tatsächlich war es bisher Bezirksache, ob und in welcher Form eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt wurde. Für Autofahrer sei nicht mehr erkennbar gewesen, wie lang man wo sein Auto überhaupt abstellen dürfe. "Fast jede Straße hatte unterschiedliche Regelungen."
Parken in drei Zonen
Beim Modell nach Rucks Vorstellung würde Wien in drei Kurzparkzonen unterteilt. Die Innere Stadt (rote Zone), die Innenbezirke 2. bis 9. und 20. (blaue Zone) sowie die Außenbezirke 10. bis 19. sowie 21. bis 23. Bezirk (grüne Zone).
In all diesen Zonen soll eine Kurzparkdauer von zwei Stunden gelten - und zwar Montag bis Freitag, von 9 bis 20 Uhr, und Samstag, von 9 bis 12 Uhr. Die Preise will man bei der Wirtschaftskammer zonenweise staffeln. In der Innenstadt wäre Parken am teuersten.
Für Wiener soll es weiterhin Parkpickerl geben. Und zwar für ihren Bezirk sowie die angrenzenden Bezirke der gleichen Zone. Ausnahmen würden für Geschäftsstraßen gelten: Hier stellt sich Ruck auch für Anrainer die Kurzparkzone vor. Die Preise für das Parkpickerl soll in allen Zonen einheitlich sein.
Damit, ist Ruck überzeugt, würden Anrainerparkplätze obsolet werden. Denn aufgrund der großzügigen Überlappungszonen fänden Anwohner ausreichend Parkplätze vor. Das Parkpickerl sollen zudem auch Unternehmer beantragen können. Für andere Zonen sollte es Servicekarten geben.
Bezirke müssen an Bord
Zu den Preisen wollte sich Ruck nicht konkret äußern. Nur so viel: Die Preise für das Parkpickerl würden sich an den aktuell gültigen orienteren. Was das Kurzparken betrifft, könnten die Kosten mit Garagenplätzen konkurrieren. Technisch soll das Konzept mit Hilfe einer modernen Handy-App unterstützt werden. Die würde einem Autofahrer vor der Parkscheinlösung mitteilen, ob er für den Ort, an dem er gerade parkt, einen Parkschein braucht und welche Zonenregelung gilt.
Das neue Modell müsste laut Ruck natürlich Wien-weit ausgerollt werden. Dass er den Bezirken dabei Kompetenzen wegnimmt, weist der Kammer-Chef zurück. Für die genaue Festlegung der Preise sowie die Detailfragen brauche man deren Expertise.
Von der Umsetzung des Modells, das auch die ÖVP propagiert, ist Ruck überzeugt. Man sei bereits in Gesprächen mit Entscheidungsträgern.
Mit dem Modell bräuchten aber auch die Bewohner der bisher pickerlfreien Bezirke Hietzing, Liesing, Floridsdorf und Donaustadt eine Parkberechtigung. In letzteren beiden – SPÖ regierten – Bezirken gibt man sich diplomatisch. „Es ist ein interessanter Vorschlag, den ich mit Walter Ruck nach der Wahl gerne diskutieren würde“, sagt etwa der Bezirksvorsteher der Donaustadt Ernst Nevrivy. Für ihn ist klar: „So, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen.“ Klar sei aber auch, dass es nicht nachvollziehbar sei, warum Bewohner am Stadtrand plötzlich fürs Parken zahlen sollen.
Der Floridsdorf Bezirkschef Georg Papai will sich zum Modell nicht äußern, er kenne es noch nicht. Letztendlich gehe es um das, was die Verkehrsstadträtin vorschlage. „Von der höre ich derzeit nichts.“
Begrüßt wird das Modell hingegen von Hietzings Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP). Es sei übersichtlicher und auch für die Außenbezirke aufgrund der Überlappungszonen praktisch. „‚Ich würde sehr dafür plädieren, dass sich die Stadt dem Modell anschließt.“
Zu große Grätzel
So weit will die grüne Verkehrsstadträtin Birgit Hebein nicht gehen. Zwar begrüßt sie den wienweiten Ansatz, doch ist ihr die Größe der Zonen ein Dorn im Auge. Ein Parkpickerl, das nicht nur im Wohnbezirk, sondern auch in allen angrenzenden gültig sei, wäre klima- und verkehrspolitisch ein klarer Rückschritt, meint sie. Kritik, die auch die Neos äußern (die ein eigenes Modell propagieren). Ruck kontert: Er wolle den Menschen die Freiheit lassen, welches Verkehrsmittel sie wählen.
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