Wiener Wutraum lädt zum Austoben

Wiener Wutraum lädt zum Austoben
Wer grantig ist, kann mit dem Baseballschläger Porzellan und Drucker zerschlagen - oder eigene, mitgebrachte Sachen.

Es fühlt sich fast wie ein Einkaufsbummel an, wenn man in Wiens erstem Wutraum in Floridsdorf vor dem Regal steht, angefüllt mit Geschirr und Elektronikgeräten. Bei "DestructionMaxx" dürfen Computer, Porzellan & Co. mit verschiedenen Werkzeugen zertrümmert werden. Beim Sortiment geht es aber nicht um Ästhetik, sondern darum, was am schönsten zersplittert und am lautesten kracht.

Ein Raum zum Austoben

"Besonders beliebte Hassobjekte sind Drucker und alles, was mit Computern zu tun hat", erklärte Spielleiter Orlando Süss bei einem APA-Lokalaugenschein in der ehemaligen Lagerhalle. Tastaturen und Bildschirme - nach Voranmeldung auch gerne die eigenen - können je nach Zerstörungslust mit Hammer, Brecheisen, Baseballschläger und Schaufel bearbeitet werden. Den Vorschlaghammer hat man aus dem Programm genommen, "weil der Tisch das nicht aushält", wie Süss erzählt.

Alles in Scherben zu legen, funktioniert aber auch hier nicht ohne klare Regeln. Mit einem Stift kann man etwa Gefühle auf Teller schreiben, um sie buchstäblich von sich und gegen die Wand zu werfen. Fotos und Namen realer Personen dürfen ausdrücklich nicht auf die Gegenstände geschrieben oder angebracht werden. Besucher müssen außerdem volljährig und nüchtern sein.

Verpackt in eine umfangreiche Schutzkleidung sowie ausgestattet mit Gehör- und Splitterschutz wird anschließend aus dem Sortiment von Geschirr bis zu PC-Rechner gewählt. An wie vielen Gegenständen unterschiedlicher Größe man sich auslassen kann, ist vom gebuchten Paket abhängig. Drei Varianten werden ab 39 Euro angeboten. Die Gegenstände bezieht man von Haus- und Geschäftsauflösungen, freiwilligen Spendern und durch eine Kooperation mit der MA 48.

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Maximal zu zweit darf im Wutraum dann 45 Minuten lang gewütet werden. Wer sich vorsichtig herantasten will, beginnt mit einer Tasse und dem Baseballschläger. Doch bereits nach dem ersten Schlag verfliegen anfängliche Hemmungen gemeinsam mit den vielen Scherben. Anstrengender ist die Bearbeitung der Tastaturleiste mit dem Brecheisen, um auch die letzte Taste heraus zu lösen. Kraft braucht es, um den überraschend robusten Bildschirm zu zerlegen, der aber spätesten beim Aufprall auf die Wand nachgibt.

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Wem das Geräusch von zersplitterndem Porzellan nicht Befriedigung genug ist, kann währenddessen eigene Musik über Lautsprecher abspielen lassen. Demnächst soll es auch einen Bildschirm vor dem nach oben hin offenen Raum geben, damit Freunde anfeuern und zusehen können.

"So etwas würde man zuhause niemals tun", weiß auch Co-Founder Andreas Trettler. Den Reiz von Wuträumen - oder eben dem Destruction Room, wie man ihn hier nennt - sieht er im Ausleben von "brachialen Gefühlen" in einem geschützten Rahmen. Die Idee dahinter ist das Übertreten von alltäglichen Grenzen. Denn um Wut geht es laut Trettler gar nicht: "Du sollst Spaß haben und dich auspowern. Aggressives Verhalten hat mit unserem Spaßverständnis nichts zu tun". Das Recht Personen abzuweisen, behält man sich übrigens vor.

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Gegenüber der APA kündigt Trettler auch schon das nächste Projekt von ungewöhnlicher Freizeitaktivität an. Nach dem Vorbild von TV-Formaten wie "Wipe Out" und "Takeshi ́s Castle" wird man einen Parkour-Park im Burgenland realisieren. Für das Großprojekt, inklusive See, das frühestens im Oktober fertig sein soll, sucht man noch einen geeigneten Standort. Ein kleiner Hindernispark zum Kennenlernen des Konzepts wird aber schon im Juli in Parndorf eröffnen.

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