Kostenstreit um "Wiener Tiere"
Das seit Jahren von Dissonanzen geprägte Verhältnis zwischen dem Wiener Tierschutzverein (WTV) und der Stadt Wien hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Verein kündigt mit 1. Jänner 2014 den Leistungsvertrag mit der Stadt. Dabei geht es um das Schicksal von rund 2000 Tieren, die jährlich in Wien beschlagnahmt oder aufgefunden werden und im Tierschutzhaus Vösendorf landen. Die finanzielle Abgeltung dafür sei zu gering, argumentiert der Verein.
Der Vertrag regelt, wie viel der Verein für die Betreuung der „Wiener Tiere“ erhält. 760.000 Euro sind das jährlich. Kostendeckend sei das aber bei fünf Millionen Euro Jahreskosten ganz und gar nicht: „Wir bekommen pro Hund und Tag rund zwölf Euro, für eine Katze rund acht Euro. In der Regel aber nur für 30 Tage. Die Verweildauer im Tierschutzhaus ist aber mittlerweile doppelt so lange“, sagt WTV- Präsidentin Madeleine Petrovic. Auch die Tierarztkosten seien in letzter Zeit stark gestiegen. Vor allem durch „Schmuggelhunde.“ Petrovic: „Der Handel mit Hundewelpen hat enorm zugenommen. Fast alle sind krank und müssen behandelt werden.“ Diesen geänderten Rahmenbedingungen müsse man auch Rechnung tragen. Eine „zeitgemäße Lösung“ wolle man jetzt mit Verhandlungen mit der Stadt Wien finden. Das Haus bleibe offen – obwohl es mit 1800 Tieren „randvoll“ ist. Gibt es bis Jahresende keine Lösung, müsse die Betreuung jedes Tieres aus Wien eben einzeln abgerechnet werden.
"Keine Erpressung"
Stadträtin Sima ist ob des „lapidaren“ Kündigungsfaxes empört: „Die Stadt Wien war über viele Jahre ein sehr guter und fairer Partner.“ Umso überraschender sei die Kündigung gewesen. „Dem Schreiben entnehme ich, dass es hauptsächlich um mehr Geld geht. Ich möchte mich aber in dem Zusammenhang nicht erpressen lassen, das haben wir nicht notwendig.“
Die auf Basis des im Jahr 2007 abgeschlossenen Vertrags getätigten Zahlungen über rund 760.000 Euro pro Jahr habe man immer wieder indexiert – letztlich um insgesamt 17,2 Prozent.
Außerdem seien Sonderkonditionen im Gegenwert von 71.000 Euro im Jahr gewährt worden, etwa bei der Entsorgung von Tierkörpern oder bei der Müllabfuhr.
Jetzt sei man auf der Suche nach einer Lösung – „mit oder ohne Tierschutzverein.“ Man werde aber jedenfalls das Gespräch mit ihm suchen, betont Sima.
Dauerstreit
Die Causa ist der bislang letzte Akt im Konflikt zwischen Stadt Wien und WTV. Der desolate Zustand des Tierschutzhauses in Vösendorf ist seit Jahren Streitthema. Das auf einer ehemaligen Raffinerie gebaute Haus zerfällt, im Hof blubbert Teer aus dem Boden. Dafür zuständig fühlt sich die Stadt Wien aber nicht, was durch einen Kontrollamtsbericht untermauert wurde. Schließlich wusste der WTV schon 1995, dass man auf einer Altlast baut.
Trotzdem bot man für einen Neubau des Vösendorfer Tierschutzhauses Ersatzgrundstücke an, die aber beim WTV keine Gegenliebe fanden. „Wir haben bis heute keine Rückmeldung, ob das in Anspruch genommen wird oder nicht“, ärgert sich Stadträtin Sima.
Und dann sorgte der Wiener Plan, in der Donaustadt das „TierQuarTier“ als zweites Wiener Tierheim zu bauten, beim bisherigen „Monopolisten“ WTV auch nicht für Freude.
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