Wiener "Summer City Camps" EU-weit unter Top-Projekten

Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky reichte die "Summer City Camps" in den Wettbewerb ein.
Bei der "Innovations in Politics"-Preisverleihung in Berlin gehörte die Wiener Initiative zu den Siegesanwärtern.

"Kinder, die in neun Wochen Schulauszeit weder betreut noch gezielt gefördert werden, fallen beim Schulstart zurück", sagt Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Die Stadt Wien rief daher die "Summer City Camps" als bildungspolitische Maßnahme ins Leben. In den vergangenen Sommerferien wurde die erschwingliche Kinderbetreuung bereits von 6.200 Schülern in Anspruch genommen.

Das sorgte auch international für Aufsehen - am Mittwochabend wurde die Initiative bei der renommierten "Innovation in Politics"-Preisverleihung in Berlin gewürdigt. Wie vier andere heimische Projekte gehörte sie beim EU-weiten Wettbewerb zu den Siegesanwärtern.

In der Kategorie "Lebensqualität" reihte sich die Stadt Wien unter den zehn Finalisten ein. Die "Summer City Camps" ermöglichten an 25 Standorten Ausflüge, Kulturerlebnisse, Technik-Workshops und Lernförderung für schulpflichtige Kinder von 6 bis 14 Jahren.

Im Gegensatz zu anderen Sommercamps, die zwischen 250 und 700 Euro pro Woche kosten, bezahlten die Eltern für die Teilnahme in diesem Fall aber nur 50 Euro pro Woche. Für Familien, die Sozialhilfe erhalten, war die Kinderbetreuung überhaupt kostenlos.

Wiener "Summer City Camps" EU-weit unter Top-Projekten

Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky mit "Bildung in Wien"-Geschäftsführer Mario Rieder und Projektkoordinatorin Tanja Sommer

Aufgrund des Erfolgs und der euphorischen Rückmeldungen von Kindern und Eltern soll es eine Fortsetzung geben - gegebenenfalls auch in den Herbstferien. Laut Czernohorszky ist zudem eine Erweiterung der Kapazitäten angedacht.

Zivilisation & Ökologie

Vor den Vorhang geholt wurden in Berlin aber auch andere österreichische Projekte.

Das Land Salzburg wurde etwa mit "Youth Start", einer Unterrichtsmethode, die die Persönlichkeit und die Empathie von Volksschülern fördert (und in Zukunft auch in Wien zum Einsatz kommen könnte), in der Kategorie "Zivilisation" nominiert.

Direkte Konkurrenz bekam man dort von Graz, das allen, die sich in der Gesellschaft engagieren wollen, mit der Online-Plattform FEE hilft, ein geeignetes Praktikum zu finden.

Die steirische Landeshauptstadt hatte aber auch noch mit einem zweiten Projekt Chancen auf die begehrte Trophäe: In der Kategorie Ökologie überzeugte man mit "Green.LAB Graz" - der Umwandlung von Brachflächen in grüne Stadtoasen. Und Linz gehörte mit dem "Jobticket", das die öffentlichen Verkehrsmittel für Arbeitnehmer ermäßigt, ebenfalls zu den Ökologie-Finalisten.

Olympischer Gedanke

Bei den "Innovation in Politics"-Preisen werden laut den Organisatoren EU-Politiker ausgezeichnet, "die den Mut haben, Neuland zu betreten, die kreativ sind und dabei Ergebnisse erzielen – unabhängig von Parteizugehörigkeit und Ebene der politischen Tätigkeit, auf Basis unserer europäischen Werte: Soziale Ausgewogenheit, Demokratie und Menschenrechte. Wir machen ihre Arbeit weithin sichtbar und präsentieren sie als Vorbild für andere".

Damit ein Projekt Chancen auf den Sieg in einer der acht Kategorien (Zivilisation, Demokratie, Menschenrechte, Gemeinwesen, Ökologie, Wohlstand, Arbeitsplätze und Lebensqualität) hat, muss es sich um eine innovative Initiative handeln, die eine nachhaltige Verbesserung für die Zielgruppe mit sich bringt.

Zudem müssen ein oder mehrere Politiker an der Realisierung beteiligt sein und das Projekt muss zumindest teilweise aus öffentlichen Mitteln finanziert worden sein. Wer gewinnt, entscheidet eine Jury aus 1.000 EU-Bürgern.

Und auch, wenn letztlich andere europäische Projekte zu Siegern gekürt wurden, gaben sich die österreichischen Finalisten sportlich. Man empfinde allein die Nominierung als Erfolg, war man sich einig. Und man komme im nächsten Jahr wieder.

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