Stadtrat Hacker verteidigt strengere Maßnahmen in Wien

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker
Weniger intensivpflichtige Kranke in Wiener Spitälern als bei anderen Wellen, aber 450 Patienten mit schweren Erkrankungen durch Covid-19.

Nicht-Immunisierte dürfen getestet wieder ins Gasthaus oder Hotel. Die Sperrstunde wird nach hinten geschoben, 2-G im Handel fällt, ebenso der sogenannte Lockdown für Ungeimpfte.

Nur in Wien geht man einen etwas strengeren Weg. Einkaufen ist mit dem 3-G-Nachweis zwar möglich, die Gastronomie darf allerdings nur geimpft oder genesen aufgesucht werden.

Auf die Frage, ob das nicht ein Widerspruch sei beziehungsweise intellektuell fraglich, sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Ö1-Morgenjournal: "Das war die Frage an die Bundesregierung. Wie kann man intellektuell auf die Reihe kriegen, dass wir gestern eine Impfpflicht im Bundesrat beschlossen haben und gleichzeitig sagen wir 'Wurscht, ob geimpft oder nicht geimpft. Wir machen wieder Spielregeln, wo man nur mit Maske in den Handel gehen kann.' Das ist das, was ein bisschen komisch ist und wo die politischen Schwerpunktsetzungen nicht zusammenpassen."

So würde die Frage in den Hintergrund rücken, ob jemand geimpft sei. "Rein grundsätzlich muss man sehen, unser Hauptroblem sind leider die Menschen, die sich nicht impfen haben lassen." 63 Prozent der positiven Fälle seien nicht geimpft. „Wenn ich in das Spital schaue, sind dort faktisch nur ungeimpfte Personen.“

Urlaubsrückkehrer

Er erwartet für die nächste Woche einen Rückgang der Corona-Neuinfektionen. Nach den Semesterferien und durch die „Übernahme“ des Pandemiegeschehens durch die Omikron-Subvariante BA.2 könnte das aber nur eine kurze Atempause sein. BA.2 sieht er zwar nicht als „großen Gamechanger“, wie er im Morgenjournal sagte, die Lage in den Spitälern bleibe aber angespannt.
Durch den Beginn der Semesterferien fallen nächste Woche die Corona-Tests an den Schulen weg, viele Menschen werden auf Urlaub sein, die Folge: „Die Zahlen werden nächste Woche runtergehen“, so Hacker. Die Woche danach treffen zwei Ereignisse zusammen: Mit Beginn des Sommersemesters werden die Corona-Screenings in den Schulen wieder aufgenommen, und man werde wohl auch Corona-positive Urlaubsrückkehrer finden. Zudem werde „dann die Wirkung der BA.2-Variante ebenfalls hoch oben sein“.

Wien verfüge über ein klares Bild des Variantenverlaufs, weil hier seit Jahresanfang so weit wie möglich alle Varianten durchgescreent würden, betonte der Gesundheitsstadtrat. „Wir sehen daher einen ganz klaren Verlauf des Anstieges“, und der gestalte sich wie man ihn schon kenne von der „Übernahme“ des Infektionsgeschehens durch die Delta-Variante oder den Nachfolger Omikron. Es gibt „jede Woche eine Verdoppelung“.

"Unklare Auswirkungen"

Die aktuelle Lage in der Bundeshauptstadt bezüglich des neuen Omikron-Typs BA.2 schilderte Hacker so: „Wir liegen jetzt je nach Bezirksteilen zwischen zehn und 20 Prozent, im Durchschnitt in Wien bei 15 Prozent, also werden wir nächste Woche auf 30 Prozent und übernächste Woche auf 60 Prozent sein.“ Dann hat BA.2 die Situation übernommen, mit unklaren Auswirkungen: Man könne bei der Einschätzung noch nicht ausreichend auf internationale Erfahrungen setzen. „Wenn wir nach Dänemark schauen, da haben sich die Zahlen noch einmal verdoppelt, obwohl Dänemark zweifelsohne auch sehr, sehr strenge Schutzmaßnahmen hinter sich hat, und die gesamte Omikron-Welle über einen Monat vor uns gehabt hat.“

„Wir sind uns aber sicher, dass diese neue Variante kein großer Gamechanger sein wird, was die Betroffenheit der Menschen mit schwerer Erkrankung nach sich zieht“, betonte der Gesundheitsstadtrat. „Das heißt, wir werden extrem angespannte Situationen in Spitälern haben, das haben wir jetzt auch, aber es wird nicht noch dramatischer werden.“ Sicher sei derzeit: „Nächste Woche gehen die Zahlen nach unten, übernächste Woche haben wir die volle Wirkung dieser neuen Variante.“

Am Höhepunkt der Omikron-Welle sollte nicht über weniger Schutzmaßnahmen diskutiert werden, meinte der Stadtrat. In Wien sei der Belag auf den Intensivstationen aktuell zwar nicht so hoch wie in anderen Wellen, derzeit liegen aber 450 Patienten insgesamt mit schweren Erkrankungen im Spital, vergleichsweise weniger Betroffene mit Lungenproblemen, aber mehr mit Erkrankungen der inneren und der Herz-Kreislauf-Organe, berichtete Hacker.

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